Sommerfest in Haithabu (Busdorf, D)

Haithabu: Reetdachhäuser

Ich stelle mir vor, ich lebe im frühen 9. Jahrhundert, vor der Christianisierung, in Haithabu. Meine Stadt gehört heute zum UNESCO-Welterbe, aber das weiß ich natürlich nicht. Sie ist ein wichtiger Handelsplatz, denn bis Haithabu fahren die Schiffer von der Ostsee. Hier laden sie ihre Waren auf Karren um und transportieren sie am Danewerk entlang bis zur Treene. Von dort aus gibt es dann wieder Schiffe bis zur Nordsee.

Haithabu: Landungssteg mit Boot aus der Wikingerzeit

Ich bin früh aufgewacht, alle schlafen noch – auch mein Mann, der Schmied Bertram, benannt nach den beiden Raben Odins. Auf dem Steg genieße ich die Aussicht über die hier sehr breite Schlei, traumhaft schön! Aber es stinkt, denn wir werfen unsere Schlacht- und auch viele andere Abfälle hinein. Die Rauchschwalben fliegen tief, später wird es regnen.

Flussaufwärts sammle ich in einem Weidenkorb Mädesüß, Dost und Königskerze, denn ich bin die Heilerin der Stadt. Aus einer Quelle schöpfe ich Wasser in meinen Bottich.

Dann kehre ich zurück in unser dunkles, reetgedecktes Haus. Das einzige Licht fällt von oben herein, durch den Rauchabzug direkt über der Feuerstelle. Ich entfache das Feuer und hänge einen Eisentopf darüber (Bertram hat ihn geschmiedet!). Dann schütte ich das Quellwasser und Gerstengrütze hinein, dazu etwas kostbares Salz. Während die Grütze langsam gart, gehe ich wieder hinaus und hänge die Heilpflanzen an geflochtenen Bastfäden zum Trocknen unter das Dach.

Mein Mann, der nicht-wikinger

Ich liebe meinen Mann, denn er ist als Jüngling nie auf “Wiking”, also auf Raubzug, gefahren. Die anderen belächeln ihn zwar deshalb, aber als Schmied fürchten sie ihn auch, denn obwohl er nie Schwerter, sondern nur Beile, Messer und Speerspitzen zum Jagen fertigt, steht er doch mit dem Odin, dem Gott der Zauberer, im Bunde.

sommerfest in haithabu

Die Schwerter, die ein Händler gestern aus dem Rheinland weit im Süden mitgebracht hat, sind von ausgezeichneter Qualität und deshalb von den jungen Männern heiß begehrt. Zu Ehren des Händlers haben wir gestern ein großes Sommerfest gefeiert. Der Met floss in Strömen, ein Schaf wurde geschlachtet. Dort drüben ist seine Haut aufgespannt. Ich habe auf meiner Knochenflöte gespielt, wir haben gesungen und getanzt. Ein schönes Fest!

Jetzt schlafen noch viele ihren Rausch aus, aber am Nachmittag werden sie gewiss Schaukämpfe mit ihren neuen Schwertern veranstalten. Dann werde ich in den Wald gehen und Engelwurz suchen. Und mein Mann wird aus seiner Schmiede nicht hervorkommen, denn unser Nachbar braucht viele Nägel, um eine Truhe damit zu beschlagen.

und heute?

Auch heute gibt es noch viele Feste und Veranstaltungen in Haithabu – also nichts wie hin zu diesem Glücksort! Die nächsten sind:

  • Sommermarkt in Haithabu, 14.-17.7.2022. Handel und Handwerk wie vor 1000 Jahren.
  • Tuche für Pumphose und Tunika, 18.7.-11.8.2022. Die Tuchhändlerin zeigt ihr Sortiment.
  • Der Taschenmacher ist in der Stadt, 18.-19.7.2022
  • Vom Korn zum Brot, 18.7.2022. Mahlen, kneten, backen.

Anschrift:
Wikinger Museum Haithabu, Haddebyer Chaussee B76, 24866 Busdorf (bei Schleswig), https://haithabu.de/

 

Glücksort Schloss Gottorf (Schleswig, D)

Barocke Südfassade des Schlosses Gottorf
Barocke Südfassade des Schlosses Gottorf

Nie hätte ich mir träumen lassen, dass es in einer Kleinstadt wie Schleswig solch ein riesiges Schloss gibt. Hier residierten lange nach den Wikingern einst Herzöge und Könige. Nun ist Gottorf eine Museumsinsel für’s Glück, deren Größe jedoch erahnen lässt, wieviel Schweiß und Blut dieser Bau die Untertanen gekostet hat. 

Das Wort Museumsinsel lässt mich natürlich an die Berliner Museumsinsel denken. Aber wenn es dort um internationale Kunst und Kultur geht, so hier eher um norddeutsch-dänische.

Wir betreten das Gelände von der Ostseite her über eine romantische weiße Holzbrücke und konzentrieren uns – die Zeit ist knapp und meine Freundin nicht gut zu Fuß – auf die Jugendstilsammlung im ersten Stock des Südflügels sowie die Galerie der Klassischen Moderne in einem der Nebengebäude. Einige Skulpturen gibt es im Außengelände gratis mit dazu.

Karl Hartung: Stehende Figur 1956/57

Und so sehe ich nun zum ersten Mal in meinem Leben Werke der in Dänemark sehr berühmten Skagen-Maler Anna und Michael Ancher live – sie waren sogar schon Thema in der Sprachschule. Dazu einige kolonialistisch-nationalsozialistischer Künstler, aber auch viele, die damals als entartet diffamiert wurden: Ernst Ludwig Kirchner gefällt mir, auch Max Pechstein (besonders das Bild “Der Tanz” aus dem Jahre 1912), Max Beckmann oder Oskar Kokoschka. Am meisten aber beeindrucken mich die Schwarz-Weiß-Blätter von Käthe Kollwitz zum Thema Bauernkrieg (wie z. B. “Die Gefangenen”) und ihre Selbstportraits. Meine Freundin hingegen liebt vor allem den fliegenden Engel Barlachs (“Der Schwebende”).

Wie viel werden wir an diesem Vormittag von dem unendlich großen Gelände gesehen haben? Ein Zwanzigstel? Wir kommen wieder!

Mittagstisch

Aber es ist Mittagszeit, und so besuchen wir das indische Restaurant Puri Puri, das fußläufig zu erreichen ist – mit einem großen Angebot an veganen und vegetarischen Gerichten in guter Qualität. Ich entscheide mich für frische Okraschoten mit Basmatireis, Papadam, indisches Kingfisher Bier und Tee aus frischer Pfefferminze – lecker.

Unterwegs nach Kappeln

Zurück fahren wir einen Umweg über das klitzekleine, direkt an der Schlei gelegene Dorf Goltoft. Sehr empfehlenswert zum Urlauben, denn hier gibt es einen Bioladen, Bio-Ferienunterkünfte, einen Kanuverleih und eine Handweberei mit großem weißem Hund.

Schließlich landen wir am Hafen von Kappeln und schauen im Cameo beim Genuss von Bio-Tee (Roibusch-Vanille) von Strandkörben aus dem Öffnen und Schließen der klappbaren Schleibrücke zu, bevor es zurück nach Dänemark geht.

Ein schöner Ausflug, der glücklich macht!


Anschriften:

* Museumsinsel Schloss Gottorf, Schlossinsel 1, 24837 Schleswig, https://schloss-gottorf.de/de/startseite
* Indisches Restaurant Puri Puri, Lollfuß 96c, 24837 Schleswig, https://www.puripuri-schleswig.de/
* Bio-Hofladen und Bio-Ferienunterkünfte in Goltoft: Leah’s Snoopkram, Dorfstr. 10, 24864 Goltoft, https://www.leahs-snoopkram.de/ (von der Hauptstraße aus immer den zartrosa Schildern folgen)
* Handweberei Goltoft, Kathrin Schoppmeier, Webermeisterin, Teichstr. 1, 24864 Goltoft, https://www.ostseefjordschlei.de/poi/handweberei-goltoft (mit schönem Wollvorhang in Regenbogenfarben vor dem Eingang)
* Restaurant Cameo, Am Hafen 5, 24376 Kappeln, https://www.cameo-kappeln.de/

 

 

 

Pole Poppenspäler Museum und Künstlercafé (Husum, D)

 

Frau Holle und der böse Frost

Die ehemals graue Theodor-Storm-Stadt im Norden Deutschlands hat sich für uns Neudänen in eine bunte Stadt im Süden verwandelt. Auch jenseits der Pfade des Schimmelreiter-Autors lässt sich hier viel Magisches und Unkonventionelles entdecken, zumal an einem freundlichen Juli-Sonntag.

Kurz vor Mittag kommen wir mit dem 150er Bus vom Flensburger ZOB aus in Husum an und brauchen zunächst einmal eine Stärkung. Die finden wir im Künstlercafé, mit schönem Innenhof, freundlichem Personal, französischem Flair, viel veganem Essen und noch mehr Bio-Getränken. Kunst: Das ist hier nicht irgend ein Bild an der Wand – sondern die Backkunst einer Patisserie. Auch wenn wir uhrzeitbedingt keinen Kuchen probieren – er sieht verlockend aus und klingt auch so: Mango-Kokos-Tarte, Persische Datteltarte, Zar Nicolai, Partisanen Torte und viele andere verführen zum Schlemmen. Ich entscheide mich für den veganen “Flammkuchen Paris” plus französischen Rotwein. Und weiß schon jetzt: Wir kommen wieder!

Anschließend geht es in das Renaissance-Schloss “vor” (mittlerweile in) Husum, mit einer äußerst netten, sympathischen Empfangsdame ostdeutscher Provenienz, vor dem im Frühjahr Millionen magisch-violetter Krokusse blühen – bestimmt einen Ausflug wert (auch wenn eine meiner dänischen Freundinnen sich beschwert hat, der das viele Lila zu monochrom ist). Uns aber lockt die fantastische Welt des Pole Poppenspäler Museums im Schloss, zur Zeit (bis Januar 2023) mit der Ausstellung “Das Kaspertheater”.

Hier eine gruselige Variante des Spaßmachers als “Werner Brösel”

Das Kaschperletheater gehört zum immateriellen Welterbe der UNESCO, und hier im Museum sind die Mitwirkenden versammelt, Kasper, Punch und Pulcinella, aber auch ihre Gegenspieler. Vielleicht ist es den beschränkten Räumlichkeiten geschuldet, dass man leider über den Hohensteiner Kasper im Nationalsozialismus nur wenig erfährt. Aber Kasper war – ähnlich wie Till Eulenspiegel – mit seinem derben Humor schon immer ein Überlebenskünstler, und so schlägt er auch heute noch, tritratralla, der Kasper, der ist wieder da, mit seiner Pritsche auf das Böse ein, Ende gut, alles gut. Wenn er nicht selbst gerade der Böse ist, siehe Nazizeit! Die Ausstellung gefällt uns sehr, zumal wir seit dem Wegzug aus Stuttgart mit seinem FITZ und Frau Brehmes Puppentheater Figuren-Entzugserscheinungen haben. Deshalb kaufen wir auch gleich noch ein Poster für’s Wohnzimmer und nehmen zwei alte Figurenspiel-Zeitschriften mit.

Im Herbst finden hier wieder (so Corona will vom 15.-25.9.2022) die Pole Poppenspäler Tage statt, und wer mehr über das Metier des Puppenspielers wissen möchte, dem sei Storms gleichnamige Novelle empfohlen (https://www.buch7.de/produkt/pole-poppenspaeler-theodor-storm/1039018062?ean=9783150140031) oder aber La double vie de Véronique (Die zwei Leben der Veronika, https://www.buch7.de/produkt/la-double-vie-de-veronique-krzysztofpreisner-o/1024789562?ean=5060421560403), ein wahrhaft magischer französisch-polnischer Film.

Es gäbe in Husum noch eine weitere spannende Lokalität zu besuchen, das Weihnachtshaus im gründerzeitlichen Ambiente, aber dazu langt unsere Zeit diesmal leider nicht – wir kommen wieder!

Anschriften:
* Künstlercafé, Neustadt 13, 25813 Husum, http://www.künstlercafehusum.de
* Pole Poppenspäler Museum im Schloss vor Husum, König-Friedrich V.-Allee, 25813 Husum, https://www.pole-poppenspaeler.de/
* Weihnachtshaus Ingwert Paulsen jr. e.K., Nordbahnhofstr. 2, 25813 Husum,  https://das.weihnachtshaus.info/

Glücksort Charlottenhof – Kultur im historischen Ambiente (Klanxbüll, D)

12. Mai 2022: Dort, wo der Hindenburgdamm die Insel Sylt mit dem Festland verbindet, liegt landeinwärts an der Grenze zu Dänemark das Dörfchen Klanxbüll. Es ist ein alter Ort, 1231 zum ersten Mal erwähnt, der nur einen Meter über dem Meeresspiegel liegt, sodass hier ohne Eindeichungen keine Besiedlung möglich gewesen wäre. Fruchtbares Marschland gibt es hier, gelb leuchtende Rapsfelder, aber auch Reet für die Dächer der Dorfkirche und des Charlottenhofs.

Dieser Vierseithof stammt aus dem Jahre 1688, hat ein unter Denkmalschutz stehendes Holzständerwerk und ist durch und durch romantisch. Jahrhundertelang ein landwirtschaftlicher Betrieb, wurde er 1998 der Gemeinde geschenkt und zu einem Kultur- und Tagungshaus mit zwei stilvollen Ferienwohnungen umgebaut. Sogar ein Freiwilliges Soziales Jahr kann hier gemacht werden. Oder geheiratet.

Wir aber sind zum 18. faolBALTICA-Festival gekommen: Jedes Jahr im Mai präsentieren sich in Gesamt Schleswig-Holstein und Südjütland an unzähligen Veranstaltungsorten regionale und manchmal auch international bekannte Folk-Künstler mit ihren Werken. Wir lauschen drei jungen Streicherinnen aus Dänemark, die sich 2015 zum Trio Vesselil zusammengefunden haben und uns im schilfrohrgeschützten, einmaligen Ambiente der historischen Scheune mit Cello, Violine, Viola verzaubern.

So macht Kultur Spaß! Nach einem gelungenen Konzertabend und dem Erwerb einer CD fahren wir im Mondenschein quer durch Nordfriesland nach Hause und kommen bestimmt wieder.

Trio Vesselil: www.vesselil.dk 
folkBALTICA: https://www.folkbaltica.de/
Charlottenhof, Osterklanxbüll 4, 25924 Klanxbüll, https://dercharlottenhof.de/

Breite Straße zur Kirschblütenzeit (Bonn, D)

 Ostersamstag 2022: Meine Freundin hat heute einen wichtigen Familientermin – aber sie hat auch einen Tipp für uns – die Kirschblüte in der Bonner Altstadt soll sehenswert sein.

Und da das Wetter schön ist, suchen meine Tochter und ich nach dem notwendigen Einkaufen und dem Imbissen im Biomarkt Denn’s besagte “Altstadt” – nicht identisch mit der Fußgängerzone – und finden sie schließlich. Sie ist…. ein Traum!

Die rund 450 Meter lange Breite Straße ist an diesem Samstag getaucht in ein Meer rosafarbener japanischer Zierkirschblüten. Gesperrt für Autos, flanieren hier hunderte Menschen und wollen und können aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen. Die Ende der 1980er Jahre gepflanzten Bäume sind bereits so hoch gewachsen, dass sie einen Baldachin über der Straße bilden und frau wie durch einen rosa Blütentunnel läuft. Eigentlich sollte jederzeit eine Elfe irgendwo hervorlugen.

Gesäumt ist die Straße von vielen klassizistischen, schön renovierten Wohnäusern und jeder Menge kleiner, großenteils interessant-alternativer Geschäfte, Cafés und Kneipen, z.B. dem linken Buchladenkollektiv “Le Sabot”, dem “Jaz Boutique*Café*Art”, der “DLS Vollkorn-Mühlenbäckerei” oder dem Second-Hand-Shop “Kunterbunt”, um nur einige wenige zu nennen.

Es gibt noch andere Bonner Altstadtstraßen, in denen die Kirschblüte bewundert werden kann, aber mein Kind war müde, und so haben wir nicht weitergesucht.

Mein Urteil: Macht mehr als glücklich und ist unbedingt empfehlenswert!

Es gibt sogar eine Webseite zum Thema, die in jedem Jahr Preise für das beste Kirschblütenfoto auslobt: http://www.kirschbluete-bonn.de/.
Und hier noch die Webseite der Stadt Bonn mit allen Details: https://www.bonn.de/bonn-erleben/besichtigen-entdecken/kirschbluete.php

Glücksort Arp Museum Rolandseck (Remagen, D)

Der Rhein mit Rolandsbogen und Nonnenwerth

Karfreitag 2022: Nach dem Frühstück fahren wir von Bonn aus zum klassizistischen ehemaligen Bahnhof Rolandseck, direkt am Rhein gelegen. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir erst einmal am Ufer die Aussicht auf den Rolandsbogen einer im 15. Jh. zerstörten Burg und die Insel Nonnenwerth mit ihrem Franziskanerinnen-Kloster, das bis vor kurzem ein Mädchengymnasium beherbergte. Nonnenwerth war während der englischen Rheinromantik-Welle der 1830er Jahre ein sehr beliebtes Reiseziel. Ein Glücksort, den ich bisher erst von der Ferne kenne…

Dann besuchen wir, nicht zum ersten Mal, das traumhafte Arp Museum, dem Dadaisten Jean Arp und seiner Frau und Mit-Dadaistin Sophie Taeuber-Arp gewidmet. Ich liebe Dada, es ist lustig, anarchistisch, verspielt und drückt für mich am besten die 1920er Jahre aus. Auch unser dänisches Haus (1927) stammt aus jener Zeit, obwohl die Erbauer wohl eher konservativ waren.

Noch bis zum 4. September 2022 gibt es im Altbau eine mittelinteressante Paula Moderssohn-Becker Ausstellung zu bestaunen. Zwischen Alt- und Neubau schauen wir durch Panoramafenster in die Natur und auf einen kleinen roten Drachen:

Jonathan Meese: Doc Flashflesh – Feuerrotes Erzdrachenbaby (Süssesüssesüsses de Baby), 2008, Bronze

Ist er nicht ein hinreißendes Kind? Weiter geht es durch eine Höhle, beleuchtet von einer langen, weißneonen Spirale, Kaa, die Schlange aus dem Dschungelbuch, geschaffen von Barbara Trautmann.  Vom Ende des Tunnels ertönt eine seltsam-geheimnisvolle, monotone Melodie.

Im ersten Stock übt gerade eine große Gruppe von Menschen Bewegungen zu minimalistischer Metallkunst, Pfeile, die in alle Richtungen zeigen. Der jüngste Teilnehmer ist vielleicht sieben, die älteste Dame bestimmt achtzig Jahre alt. Eine wirklich spannende Art, Museum zu erfahren.

Im zweiten Stock dann Dada, mit dem ich zum ersten Mal kurz vor Corona 2020 in Zürich in Kontakt gekommen bin, das Lallen des Babys, wobei mir die runden Formen lieber sind als die eckigen.

Dada ne signifie rien – Dada bedeutet nichts

Zurück im Altbau wird es Zeit für eine Kunstpause im Restaurant “interieur no. 253”, wobei das Restaurant selbst ebenfalls ein Kunstwerk ist, gestaltet von Anton Henning, und 2019 ausgezeichnet vom Gault&Millau sowie 2021 vom Falstaff Barguide und vom Varta-Führer. Hier freuen wir uns über vegane gelbe Linsenbratlinge mit Gemüsesugo und Basilikumespuma, guten Wein, Kuchen und vieles mehr. Zum Abschluss darf ein Toilettenbesuch hier auf keinen Fall fehlen, denn dieser Ort ist ebenfalls Kunst, gestaltet vom Briten Stephen McKenna. Magie pur!

Stephen McKenna: Toilette im Arp Museum

Anschrift:
Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, 53424 Remagen, https://arpmuseum.org/. Museum geöffnet Di-So 11-18 Uhr, Restaurant Interieur No. 253 Di-Sa 11-24 Uhr, So 10-24 Uhr (https://www.interieur-no253.de/)

 

Ab Sommer 22: Dänisch-deutsche Naturheilpraxis, grenznah

Im Sommer 2022 ist es soweit: Ich eröffne meine Naturheilpraxis in der Tværgade 6 in 6330 Padborg (Dänemark) – nur wenige Kilometer von Flensburg, Harrislee und der Ostsee entfernt!

Ich bin Ansprechpartnerin für Frauen und Männer und habe mich spezialisiert auf Heilpflanzen (Phytotherapie), Lachyoga und Schamanische Reisen. Daneben biete ich Kräuterkurse und Wildpflanzenführungen an.

Damit kann ich unterstützen bei:
* chronischen Erkrankungen, wie z.B. Rheuma
* Herz-/Kreislauferkrankungen
* Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit
* Magen-Darm-Beschwerden
und vielen weiteren Problemen, die wir Heilpraktiker behandeln dürfen.

Zur Qualitätssicherung bin ich Mitglied im deutschen Berufsverband für Heilpraktikerinnen Lachesis, dem Dansk Heilpraktikerforening sowie der wissenschaftlichen Gesellschaft für Phytotherapie und bilde mich regelmäßig fort.

Praktische Informationen:

Telefonnumer: 0045 – 74 67 17 41

Email: barbara@pfeiferin.de

Die Praxis ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen:

  • Von Flensburg, Hamburg und Kopenhagen aus mit dem Intercity bis Padborg Bahnhof, von dort aus 10 Minuten zu Fuß (Fahrplan unter: www.bahn.de/)
  • Mit der Buslinie 39 ab Flensburg ZOB bis Padborg Grenze, von dort aus 12 Minuten zu Fuß (Fahrplan unter www.nah.sh)
  • Mit der Buslinie 220 ab Aabenraa bis Frøslevvej Ecke Tværgade, von dort aus 2 Minuten zu Fuß (Fahrplan unter www.sydtrafik.dk)

 

Ich freue mich über Deine / Ihre Terminanfrage!

Juhuu, ich bin Heilpraktikerin!

Ich fühle mich mehr als glücklich: Am 28.4.21 habe ich die Überprüfung durch die Amtsärztin bestanden und darf mich nun Heilpraktikerin nennen!

Nach knapp vier Jahren Lernen muss ich mich jetzt erst einmal neu erfinden. Vor allem aber muss ich mich nun wieder ganz auf die Therapien konzentrieren, nachdem die Schwerpunkte der Prüfung Gesetzeskunde, Anatomie, Physiologie, Anamnese und Diagnose waren – nebst dem Vorführen von Blutdruckmessung, Patellar- und Bizepssehnenreflex.

Meine Methoden sind:

  • Heilen mit Pflanzen (Phytotherapie)
  • Lachyoga
  • Trancereisen (schamanische Reisen)

 

Den Antrag auf Mitgliedschaft beim feministischen Heilpraktikerinnen-Verband Lachesis habe ich schon gestellt, ebenso den bei der Gesellschaft für Phytotherapie.

Nun suche ich Praxisräume in Flensburg oder Harrislee, gern auch in Gemeinschaft mit anderen – denn zum ersten August werde ich nach Padborg (Pattburg) ziehen. Wer was weiß, bitte melden!

 

Covid-19: Wir stellen die falschen Fragen

Ein kleiner, feiner Nerz

Ich will, dass es endlich vorbei ist. Ich will so leben wie zuvor, äußerlich frei. Schnipps, und das Coronavirus existiert nicht mehr!

Mir geht es so, und Milliarden anderer Menschen auf unserem Planeten vermutlich auch. Und wir fragen uns: Was macht unsere jeweilige Regierung “richtig” oder “falsch”, dass / obwohl es noch nicht vorbei ist. Ist die Maßnahme xy zu hart, zu lasch oder genau richtig? Wann kann ich mich impfen lassen? Oder ist impfen per se unsinnig?

Das Problem bei all diesen Fragen und Maßnahmen ist, dass sie nur an den Symptomen herumdoktern, ohne sich mit den Ursachen zu beschäftigen. Es ist nämlich viel bequemer, sich mit dem jetzigen Lockdown zu beschäftigen und den Fragen: “Wie viel Sauerstoff kriege ich unter so einer Maske, und schlittern wir in eine Wirtschaftskrise?” als sich zu fragen: “Wie kommt es eigentlich, dass Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen überspringen? Und warum passiert das immer häufiger?”

Eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen überspringt, nennt man Zoonose. Eine klassische Zoonose ist die Pest: Das Bakterium Yersinia pestis wird von der Ratte über den Floh auf den Menschen übertragen. Auch die Spanische Grippe 1918/19 ist vermutlich zunächst eine amerikanische Pferdegrippe gewesen, bevor sie Millionen von Menschen dahinraffte. Heute haben wir die Vogel- und Schweinegrippe und natürlich die von Zecken übertragene Borreliose, die sich dank Klimaerwärmung immer weiter von Süddeutschland nach Norddeutschland ausbreitet und mittlerweile schon in Süddänemark gesichtet worden ist. Und nun kommt eben Sars-CoV-2 hinzu, dessen Ausbruchsort wohl ein Wildtiermarkt in China war. Wozu brauchen wir Wildtiermärkte? Und die allererste Mutation des Virusses wurde im November 2020 auf einer norddänischen Nerztierfarm festgestellt. Mit dem Ergebnis, dass Regierungschefin Mette Millionen unschuldiger Nerze umbringen und verscharren ließ. Wozu brauchen wir Nerzfarmen?

Wollen wir wirklich immer häufiger an Zoonosen erkranken? Greenpeace hat aufgelistet, was uns vor Zoonosen schützen kann:

  • Abholzung der Regenwälder stoppen
  • Artenvielfalt schützen
  • Wildtierhandel einschränken
  • Massentierhaltung komplett beenden

Mehr dazu unter act.gp/zoonosen

Nun, das ist alles noch sehr sanft und realpolitisch formuliert. Und es setzt nicht beim Konsumenten an. Es fehlen die Fragen:

  • Muss ich wirklich Fleisch und Eier oder gar Wildtiere essen?
  • Und wozu um alles in der Welt braucht es außer auf Spitzbergen, Nordkanada und in Sibirien Nerzmäntel?

 

Ich bin aus gesundheitlichen Gründen (Rheuma, Allergien) zur Veganerin + Honig geworden, ich liebe Bio und besitze kein Auto. Aber aus eben diesen gesundheitlichen Gründen werde ich leider auch zu der Minderheit gehören, die sich nicht impfen lassen kann. Wenn ich Pech habe, werde ich doppeltes Opfer: Opfer des von Fleischessern, Regenwaldholzkäufern, Pestizidfans und Autofahrern mitverursachten Klimawandels und entweder Opfer der Zoonosen oder der Restriktionen gegen Ungeimpfte. Das fühlt sich gruselig an.

Nein, ich bin nicht dafür, dass Eis- oder Sandwüstenbewohner auf vegan umstellen und verhungern. Und wenn ich alle fünf Jahre ein neues Paar Lederschuhe kaufe, dann muss dafür nicht extra ein Tier sterben – angesichts der rund 60kg Fleisch, die pro Kopf der Bevölkerung im Jahr verzehrt werden, deutlichst mehr, als selbst die fleischfreundliche Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Ich bin auch nicht für vegane Ernährung von Babys und Kleinkindern. Aber ich bin dafür, dass dort auf weitgehend vegane Ernährung umgestellt wird, wo dies von der uns umgebenden Natur drin ist: Also z.B. in Deutschland. Und wo wir nebenbei damit noch den Planeten retten können, indem wir persönlich uns hinbewegen zu einem ökologischen Fußabdruck von 1 (https://www.fussabdruck.de/) – und unsere eigene Gesundheit mit dazu.

Denn wie bin ich glücklicher: Als Rheumatikerin oder als Diabetikerin mit amputierten Zehen und koronarer Herzkrankheit in einer vom Klimawander überhitzten Großstadt, die immer häufiger von Unwettern heimgesucht wird? Mit niemandem zum Streicheln außer meinem degenerierten Haushund? Oder als Veganerin ohne Diabetes und Rheuma auf einer Streuobstwiese, beim Schlittenfahren oder Rotwein Trinken mit Freunden?

Was ist schöner: ein erschlagener Nerz, ein geschreddertes Küken, ein überzüchteter, gelähmter Dackel, ein neurotischer Braunbär hinter Zoogittern, Menschen, die per Hand Blüten bestäuben müssen, damit es überhaupt noch Obst gibt? oder: ein lebendiger Nerz, ein Auerhahn, ein Braunbär in freier Natur, ein Wildbienenvolk? keine Angst: Wenn wir uns in der Wildnis richtig verhalten, greifen sie (meistens) nicht an.

Nein, ich will lieber keine Rückkehr zum Status quo ante. Und deshalb: Packen wir’s an! Schaffen wir eine wunderschöne, wilde, enkeltaugliche Welt! Und halten wir dabei ganz nebenbei SARS-CoV-2 und all seine Mutantinnen und Mutanten weitaus kostengünstiger in Schach, als wir es jetzt tun. Halten wir ab heute respektvollen Abstand zu allen Tieren, damit wir morgen unsere Freunde umarmen können. Halten wir uns gleichzeitig fern von Rechtsesoterikern und Querdenkern, die Corona leugnen, um morgen wieder noch mit 50 km/h durch die Stuttgarter Innenstadt brettern zu können. Tags und nachts. Es ist ökologisch und ökonomisch unsere einzige Chance. Nutzen wir sie!

 

Was sollen wir mit all der Schönheit?

Israelitischer Teil des alten Hoppenlau-Friedhofs im Spät-Spätherbst


Zufällig am letzten Tag bevor bei uns im Ländle von jetzt auf eben verschärfte Anti-Corona-Regeln in Kraft traten, besuchte ich den denkmalgeschützten Hoppenlau-Friedhof in der Stuttgarter Innenstadt und das Literaturhaus – eine meiner Freundinnen hatte sich das kleine, feine “Lexikon der Schönheit” gewünscht, welches es fast nur dort, dafür aber in vielen Farben zu kaufen gibt.

Los ging’s an der Liederhalle, dank der Mosaiken eines der schönsten modernen Gebäude in Stuttgart, dann entdeckte ich den israelitischen Teil des Friedhofs, und schließlich auch die Gräber des Dichter-Revolutionärs Christian Friedrich Schubart (1737-91), sehr verwittert, und recht in der Nähe das gut gepflegte Grab Wilhelm Hauffs (1802-27), Reproduzent antijüdischer Klischees, aber gleichzeitig Verfasser von Märchen wie “Kalif Storch”, “Zwerg Nase”, “Das kalte Herz” oder von Geschichten wie “Das Wirtshaus im Spessart”. Ihn kannte ich schon als kleines Kind, denn von seinen orientalisierenden Märchen hatten wir Diashow-Erzählungen, untermalt von russischer Ballettmusik…. Daaa-da-da-da-da-daaa-da-daaa.

Und dann das Literaturhaus, davor eine Outdoor-Plakat-Comic-Ausstellung, und darin eine Show von Kleinverlagen. Mit dabei ein Herbstgedicht des Dänen Rasmus Nikolajsen, das den Titel für diesen Beitrag hier liefert. Wohin sollen wir denn mit all der Schönheit, beim Betrachten der gelben, roten und braunen Blätter im Park, der Schwäne, die ihren Hals recken und mit den Flügeln schlagen, wenn wir sehen, das gleichzeitig Menschen in diesem Park schlafen, weil sie kein Bett haben, was sollen wir mit all den Blättern und Büchern? Was sollen wir mit all den Wolken, die nichts vermögen, wenn ein Freund aus dem Fenster springt und zu Boden fällt wie eine Schneeflocke, wie ein Blatt, und man sich nach dem Begräbnis betrinken muss und sich verwandeln muss in etwas anderes, in einen Jüngeren? Wie lassen wir wie der Baum seine Blätter die Geschichten los, die Geschichten von Gestaltwandlern, die sowohl Mensch als auch Tier sein können, heute ein grünes Blatt weit oben, morgen ein gelbes am Boden? Wir betrachten das Fallen der Blätter wie einen mittelalterlichen Totentanz und üben, sagt Rasmus, die Schritte unseres eigenen Todes und all das, was wir nicht erzwingen können und was die Zeit herbeiführen wird. Ein Gedicht, geschrieben, während die Blätter von den Bäumen fallen…

Für mich der schönste Tag seit langem und coronabedingt vielleicht für lange – abgesehen davon, dass drei Tage später mein Mann aus Dänemark zu Besuch gekommen ist. Das ist das allerschönste.

Anschriften:

Hoppenlaufriedhof, Rosenbergstr. 7, 70174 Stuttgart

Literaturhaus, Breitscheidstr. 4, 70174 Stuttgart, www.literaturhaus-stuttgart.de

Rasmus Nikolajsen, was sollen wir mit all der schönheit? Herbstgedicht, aus dem Dänischen von Sarah Fengler, 12 Euro, erschienen bei parasitenpresse, Knithaki, Richard-Wagner-Str. 18, 50674 Köln, im Februar 2020, www.parasitenpresse.de