Während die Ergotherapeutinnen im Stuttgarter Karl-Olga-Hospital viel mit Plastik arbeiten, habe ich seit meiner Entlassung das große haptische Vergnügen, mir die Materialien selbst aussuchen zu dürfen. Was braucht die Hand nicht alles, um Berührungen wieder genießen zu können und nach und nach nicht mehr alles fallen zu lassen, was sie greifen will!
Mit meinem Mann Klaus bin ich heute zum Baumarkt gefahren und habe die Zutaten für meine Spiegeltherapie gekauft: Hierbei ist die kaputte Hand hinter dem Spiegel versteckt und macht alles nach, was die gesunde tut – das Gehirn ist ja so leicht beeinflussbar! Es sieht die – bei mir – linke Hand im Spiegel und glaubt, es sei die rechte. Die Erfolge: phänomenal. Und Klaus hat das Bauen mit Eschenholz und allen anderen Zutaten so viel Spaß gemacht, dass er tatsächlich überlegte, ob er nicht in die Serienmanufaktur gehen und diese Therapiespiegel im Internet verkaufen soll. Mich wiederum hat es glücklich gemacht, dass er glücklich war.
Das zweite wichtige Element, mit dem ich täglich arbeite, ist eine Schüssel mit Therapieraps (also schwarzen Rapssamen). Das Rieseln hört und fühlt sich an wie Meerwasser am Strand und vermittelt mir tatsächlich ein Urlaubsgefühl, jeden Tag aufs Neue und mitten im Binnenland. Aus diesem Raps gilt es, auf verschiedene Art und Weise Glasmurmeln unterschiedlicher Größe herauszufischen – große Bohnen oder kleine Mondsteinchen wären auch denkbar.
Dann haben wir noch schwarz-marmorne Qi-Gong-Kugeln für daheim und entsprechend große Holzperlen für unterwegs, einen Holzkreisel, zwei Filzbälle, einen Holzfrosch, der quakt, wenn man ihm mit dem Stäbchen über den Kamm streicht, einen Regenmacher (der hoffentlich am Donnerstag seine magische Kraft offenbaren wird), eine Altflöte (das F mit dem kleinen Finger zu erwischen klappt noch gar nicht), eine ungarische Hirtenflöte und rechts ein Kalaha-Spiel, dessen Urform aus Äthiopien stammt. Greifen Sie einmal mit einer halb gelähmten Hand in eine volle Mulde und versuchen sie, alle Bohnen zu erwischen! Es ist mir noch fast unmöglich.
Sehr beliebt in der Ergotherapie ist auch das Brettspiel Solitär, gern in der verschärften Variante, dass die Stäbchen mit einer Wäscheklammer gegriffen werden müssen. Ich werde es mir bestimmt noch anschaffen. Und auch Mikado möchte ich gern in den nächsten Tagen ausprobieren (leider ist just mein wertvollstes Stäbchen zerbrochen, wer auch immer das getan hat).
Ist es nicht wunderbar, spielen zu dürfen unter dem Stichwort: Ist für die Gesundheit notwendig? Und dazu noch mit solch ästhetisch-ansprechenden Gegenständen?
Ach ja, und für die Dusche habe ich mir eine Holzbürste mit Stiel angeschafft, mit der ich meine Narbe massieren soll – dem Rest vom Körper tut sie auch gut. Das Leben ist schön!