Ich liebe meine Geburtstage, auch wenn dieser schon der 58. ist – da ich 109 Jahre alt werden möchte, kann ich noch weitere 51 erleben! Weil am 10. August zumeist Sommerferien sind, feiern wir fast immer an irgend einem schönen Urlaubsort. Diesmal sind wir in Stuttgart geblieben: meiner CRPS-Erkrankung und unserer alten Katze Kalas zuliebe.
Das größte und schönste Geschenk erhalte ich gleich morgens beim Aufwachen: Es ist heute zum ersten Mal wieder angenehm kühl – nach der Hitzewelle der Vortage eine Wohltat. Mein Mann Klaus bringt mir Espresso ans Bett, unsere Tochter Lenja setzt sich zwischen uns, und dann packe ich erst einmal Geschenke aus. Nach dem Frühstück mit Kerzenschein und Sonnenblumen-Servietten unternehme ich eine kleine schamanische Reise in den ersten Himmel der Oberwelt, bevor wir den Nachmittag im Kunstmuseum Stuttgart verbringen mit Bio-Sencha-Bloom-Tee, juiz Bio-Rhabarber-Lavendel-Limo im Bistro und natürlich der Sonderausstellung, „mixed realities“, die noch bis zum 26.8.18 zu bestaunen ist. Wie verbinden KünstlerInnen die physisch-reale mit der virtuellen Welt? Und was macht das mit uns? Wie können wir uns in dieser Welt bewegen, ohne dass uns gleich schwindelig wird? Ein einfaches Beispiel für das, worum es in dieser Ausstellung geht, sind die 3D-Brillen, die man manchmal im Kino kriegt. Die gibt es hier auch, aber noch viel mehr. Am meisten fasziniert mich die abu-dhabische Künstlerin mit dem schönen Namen Mélodie Mousset, die uns erlaubt, in einer blau-roten Sandlandschaft Arme und Hände per Knopfdruck auseinander sprießen zu lassen, analog (oder doch eher digital?) zur magischen Hana-Hana-Frucht der japanischen Manga-Serie „One Piece“. Und meine Tochter Lenja? Die ist als zukünftige Mediendesign-Studentin eh begeistert.
Via Charlottenplatz (Weltladen!) laufen wir hoch zum Eugensplatz mit seinem Galateabrunnen – einem der romantischsten Orte Stuttgarts mit einer wunderbaren Aussicht, von der prächtigen Nymphe Galatea ganz zu schweigen. Und nicht zu vergessen: einem Denkmal für Loriots Mops, ohne den ein Leben zwar vorstellbar, aber sinnlos wäre.
Weiter geht es zum Biorestaurant Lässig, direkt an der U- Bahnhaltestelle Heidehofstraße (Freie Hochschule). Hier habe ich einen Tisch für die Familie und meine beiden Freundinnen Maja und Lilian reserviert. Gleich vorab: Das Restaurant ist sehr empfehlenswert, wir verbringen einen schönen Abend bei Kerzenlicht und Blumen im Freien. Ich habe für mich ein veganes Überraschungsessen bestellt und genieße: frisches Brot mit exzellentem Olivenöl, ein Amuse-gueule aus gehackter grüner Melone, Bruschetta und ein Risotto mit getrockneten Tomaten und Pinienkernen, dazu als Aperitif einen alkoholfreien Rosencocktail und später dann alkoholfreies Pils und Espresso – eins wie das andere perfekt!
Meine beiden Freundinnen haben eine arbeitsreiche Woche hinter sich, und so verabschieden wir uns um halb zehn – Klaus, Lenja und ich ziehen allein weiter zur Sternwarte Uhlandshöhe, für uns drei Neuland. Obwohl der Himmel leicht bewölkt ist, haben sich viele Leute eingefunden. Wir sehen den mittleren Stern der Achse der Großen Bärin und erleben, dass er in Wirklichkeit ein Doppelstern ist, später kommt dann Saturn hinzu, weiße Ringe auf weißem Planeten, es sieht unwirklich aus und ist doch so real. Für Klaus und mich ist dies der allerschönste Teil des ungewöhnlichen Tages.