Glücksort Arp Museum Rolandseck (Remagen, D)

Der Rhein mit Rolandsbogen und Nonnenwerth

Karfreitag 2022: Nach dem Frühstück fahren wir von Bonn aus zum klassizistischen ehemaligen Bahnhof Rolandseck, direkt am Rhein gelegen. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir erst einmal am Ufer die Aussicht auf den Rolandsbogen einer im 15. Jh. zerstörten Burg und die Insel Nonnenwerth mit ihrem Franziskanerinnen-Kloster, das bis vor kurzem ein Mädchengymnasium beherbergte. Nonnenwerth war während der englischen Rheinromantik-Welle der 1830er Jahre ein sehr beliebtes Reiseziel. Ein Glücksort, den ich bisher erst von der Ferne kenne…

Dann besuchen wir, nicht zum ersten Mal, das traumhafte Arp Museum, dem Dadaisten Jean Arp und seiner Frau und Mit-Dadaistin Sophie Taeuber-Arp gewidmet. Ich liebe Dada, es ist lustig, anarchistisch, verspielt und drückt für mich am besten die 1920er Jahre aus. Auch unser dänisches Haus (1927) stammt aus jener Zeit, obwohl die Erbauer wohl eher konservativ waren.

Noch bis zum 4. September 2022 gibt es im Altbau eine mittelinteressante Paula Moderssohn-Becker Ausstellung zu bestaunen. Zwischen Alt- und Neubau schauen wir durch Panoramafenster in die Natur und auf einen kleinen roten Drachen:

Jonathan Meese: Doc Flashflesh – Feuerrotes Erzdrachenbaby (Süssesüssesüsses de Baby), 2008, Bronze

Ist er nicht ein hinreißendes Kind? Weiter geht es durch eine Höhle, beleuchtet von einer langen, weißneonen Spirale, Kaa, die Schlange aus dem Dschungelbuch, geschaffen von Barbara Trautmann.  Vom Ende des Tunnels ertönt eine seltsam-geheimnisvolle, monotone Melodie.

Im ersten Stock übt gerade eine große Gruppe von Menschen Bewegungen zu minimalistischer Metallkunst, Pfeile, die in alle Richtungen zeigen. Der jüngste Teilnehmer ist vielleicht sieben, die älteste Dame bestimmt achtzig Jahre alt. Eine wirklich spannende Art, Museum zu erfahren.

Im zweiten Stock dann Dada, mit dem ich zum ersten Mal kurz vor Corona 2020 in Zürich in Kontakt gekommen bin, das Lallen des Babys, wobei mir die runden Formen lieber sind als die eckigen.

Dada ne signifie rien – Dada bedeutet nichts

Zurück im Altbau wird es Zeit für eine Kunstpause im Restaurant “interieur no. 253”, wobei das Restaurant selbst ebenfalls ein Kunstwerk ist, gestaltet von Anton Henning, und 2019 ausgezeichnet vom Gault&Millau sowie 2021 vom Falstaff Barguide und vom Varta-Führer. Hier freuen wir uns über vegane gelbe Linsenbratlinge mit Gemüsesugo und Basilikumespuma, guten Wein, Kuchen und vieles mehr. Zum Abschluss darf ein Toilettenbesuch hier auf keinen Fall fehlen, denn dieser Ort ist ebenfalls Kunst, gestaltet vom Briten Stephen McKenna. Magie pur!

Stephen McKenna: Toilette im Arp Museum

Anschrift:
Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, 53424 Remagen, https://arpmuseum.org/. Museum geöffnet Di-So 11-18 Uhr, Restaurant Interieur No. 253 Di-Sa 11-24 Uhr, So 10-24 Uhr (https://www.interieur-no253.de/)