Erdbeerbus!
Die Kommunen machen es uns vor: Sie verpassen den allerhäßlichsten Neubaugebieten die allerpoetischsten Namen, bis hin zum Dornröschenweg, dem Rapunzelplatz und der Schneewittchenstraße.
Profane Dinge schön zu benennen, hat eine lange Tradition und hilft uns, sie besser zu erinnern: Auch im Altertum glaubte man natürlich nicht, dass wirklich ein Löwe und die Kassiopeia über den Sternenhimmel ziehen – aber klingt Kassiopeia nicht viel schöner als „das Himmels-W“ oder Mars als „Planet Nr. 4“?
Wie wunderbar das Prinzip funktioniert, ist mir vor vielen, vielen Jahren auf der Insel Juist klargeworden, als ich nicht den „Geschenkeladen Lucia Bröker“ betrat, sondern den „Erdbeerfisch“, und dort ein Krokodil mit Pumps für den Weihnachtsbaum erstand. Ich habe bisher nur einen Urlaub auf Juist verbracht (das übrigens den schönen Beinamen Töwerland = Zauberland trägt) – aber dass ich in einem Erdbeerfisch war, das weiß ich heute noch (https://www.erdbeerfisch-juist.de).
Ein anderes Beispiel: Meine Familie nennt eine stark mit Hundekot verunreinigte Straße liebevoll-zärtlich „Rue de Bapf“. Wird sie dadurch nicht gleich viel schöner?
Vielleicht ist der oben genannte Erdbeerfisch sogar mit dafür verantwortlich, dass wir, kaum nach Stuttgart-Sillenbuch und in die Nähe der Haltestelle Erdbeerweg gezogen, sofort die Busse der Linie 66 umbenannt haben in Erdbeerbus. Sie schauen genauso aus wie alle anderen Busse ihrer Bauart – aber sie sind seitdem etwas ganz Besonderes für uns. Übrigens haben sie auch einen ganz besonderen Busfahrer, Jürgen, der 2017 von uns Fahrgästen für die gesamte Region Stuttgart zum Busfahrer des Jahres gewählt worden ist.
Was möchten Sie umbenennen?