Alle vier lieben wir Kunst, und deshalb führt uns der zweite Tag auf den Färöern gleich in die Nationalgalerie im Norden der Hauptstadt Torshavn. Es ist etwas neblig, als wir an der Niels Finsens Göta auf den Bach am südlichen Ausläufer des Vidarlundin Parks stoßen. Dort erlegt ein gläserner St. Georg seinen Drachen, umschwommen von sehr diesseitigen Stockenten.
Im Stadtpark Vidarlundin
Atemberaubend ist dieser Park, die größte Plantage auf der ganzen Inselgruppe. Wir laufen leicht bergauf, am Bach Havnara entlang, der in kleinen Kaskaden zu Tal stürzt. Weiter westlich gibt es noch einen kleinen See. Und überall steht Kunst herum, schwimmen Enten (sogar eine Warzenente entdecke ich), und der Star, der ist etwas ganz besonderes – eine färöische Unterart der normalen Stars, glitzernd auch er.
LISTASAVN Foroaya – Die Nationalgalerie der Färöer
Die Nationalgallerie Listasavn ist eines der schönsten Erlebnisse während unseres Urlaubs. Hier wird ausschließlich färöische Kunst ausgestellt – und davon gibt es unendlich viel. Im Gegensatz beispielsweise zum Louvre mit Raub und Kauf aus aller Herren Länder erfahren wir an diesem Ort wirklich etwas über die Inselgruppe, auf der wir zu Besuch sind – dabei trotzdem weit entfernt von jeglicher Art spießigen Heimatmuseumsfeelings.
Besonders gut gefallen mir das “Boot” von Frida Zachariassen. Auch der färöische Kettentanz von Samal Joensen-Mikines hat es mir angetan. Und natürlich die vielen Bilder von William Heinesen, der gleichzeitig der berühmteste Schriftsteller der Färöer war und ist. Wir erleben die färöische Natur und einzigartige Landschaft, die grünen Hügel, farbenfrohen Dörfer und die wilde See der 18 Inseln (zu denen noch viele kleine Extrafelsen stoßen). Von innen lässt sich eine von ihnen, Litla Dimun, mittels einer raumfüllenden Metallskultpur begehen (Ole Wich, 2009). Aber auch eine Frau beeindruckt mich sehr: Elinborg Lützen (1919-1995), die berühmteste Grafikerin der Insel. Leider gibt es ihre Bücher im Museumsshop nicht in deutscher oder englischer Sprache zu kaufen.
Ganz zum Schluss dürfen wir noch einen Sonderraum betreten. Er entpuppt sich als der schönste des ganzen Museums. Ein komplett aus Glas gestalteter Kubus, überwiegend in Blautönen gehalten, magisch beleuchtet, erlaubt er durch spezielle Anordnung vieler Spiegel, 700 m in die Himmelshöhe und Meerestiefe zu schauen. Faszinierend wie ein Blick in den Weltraum oder aus einem U-Boot! Wir machen unendlich viele Fotos. Geschaffen wurde dieses über-unter-irdische Kunstwerk von Trondur Patursson (The Deep Blue, 1996).
Anschließend vergnügen wir uns sehr lange im Museumsshop, der gleichzeitig Café ist und malen die Bilder Heinesens als Mandalas aus. Wir überlegen, nicht nur etwas zu trinken, sondern auch Souvenirs zu kaufen (und tun’s dann doch nicht, die Preise). Unsere Tochter und ihr Freund sind so vertieft, dass sie bleiben, bis das Museum um 17 Uhr schließt.
Mein Mann und ich hingegen laufen weiter durch den Vidarludin auf anderem Weg zurück gen Zentrum und entdecken ganz neue verzauberte Figuren im Park sowie zwischen den Häusern.
Niels Finsen – ein färöischer Nobelpreisträger
Und selbst das Denkmal für den färöischen Arzt und Nobelpreisträger Niels Ryberg Finsen weiter unten in der Stadt wirkt verwunschen. Er forschte über die Notwendigkeit von ausreichend Vitamin D und Sonnenlicht für die Gesundheit – im nebelverhangenen Torshavn wahrlich eine größere Rarität als in Süditalien. Finsen starb sehr jung, mit nur 43 Jahren an Pseudoleberzirrhose.
Wir hingegen flüchten uns zurück in unsere malerische Ferienwohnung, in das Torfhaus Undir Ryggi 15.
Anschrift:
Listasavn National Gallery of the Faroe Islands, Gundadalsvegur 9, 100 Torshavn, www.art.fo