Mittwoch, 12.9.2018: SteppenBarock

Almagul Menlibaeva, aus der Serie “SteppenBarock”, 2003, Fotografie

Opulente Inszenierungen in einer äußerst kargen Landschaft: Das ist der Weg der 1969 geborenen, kasachischen “Punk-Schamanin” Almagul Menlibaeva, um die Stellung der Frau in der postsowjetischen Aera zu reflektieren.

“Ihre Performances rühren und begeistern bis zu Tränen, sie lassen ein Gefühl zurück, als sei man einem Wunder begegnet”, schreibt Julia Sorokina im Sammelband “Vom Roten Stern zur blauen Kuppel” über die Künstlerin. Menlibaeva zeigt Frauen perfekt wie Ikonen – gleich ob sie nackt oder voll verschleiert sind. Unwirkliche orientalische Erscheinungen werden sie dadurch, wie Fata Morganas. Und Transformation, Verkleidung und Mystik sind auch 2018 noch ihre Themen.

Der Magie ihrer Fotografien wohnt für mich eine große Schönheit inne, die sich gerade aus dem Gegensatz von fast monochromer Steppe und der Innerlichkeit der Dargestellten zu den bunten Tüchern speist.

Viele Preise hat Menlibaeva gewonnen, den bisher letzten 2017 vom französischen Kultusministerium, den Chevalier Ordre des Arts et des Lettres (http://www.almagulmenlibayeva.com/).

Islamische Welten: Vom roten Stern zur blauen Kuppel. Kunst und Architektur aus Zentralasien. (c) 2004, ifa-Institut für Auslandsbeziehungen Berlin/Stuttgart

 

Montag, 20.8.2018: Schön vernetzt

Wärmeentwicklung des Weltalls vom Urknall bis heute
Das gesamte Video zum Downloaden unter: http://www.illustris-project.org/movies/illustris_movie_dome4k_gastemp_preview.mp4

Ist es nicht schön, unser Weltall? Alles hängt mit allem zusammen. Das Video ist Teil der Ausstellung „Netzwerk“ in der Stuttgarter ifa-Galerie (noch bis zum 16. September 2018, Eintritt kostenlos).

Das ifa selbst ist Teil eines Netzwerkes, denn die Abkürzung steht für das Institut für Auslandsbeziehungen am Charlottenplatz, und was sind Auslandsbeziehungen anderes als das Schaffen weltweiter Netzwerke?

Es gibt viele Netze, schöne, handwerklich geknüpfte Fischernetze, aber auch die globalen Firmennetzwerke der Mega-Kapitalisten von Nestlé bis Procter & Gamble, schwer zu durchschauen für diejenigen, die sich nicht in den Netzen der Superreichen und -mächtigen verfangen wollen.

Vernetztes Denken, das war es, was wir Jugendlichen in den 70er Jahren gerne dem linearen Denken und der Umweltzerstörung entgegenstellen wollten – zumindest die wenigen von uns, die damals „grün“ dachten und Klassenausflüge in das AKW Biblis zwecks Demonstration, wie sicher diese Technologie ist, infrage stellten.

Geändert hat sich (bis auf ein paar grüne Mäntelchen hier und da und das sog. Greenwashing) wenig: Wir steuern weiterhin frohen Mutes auf die Klimakatastrophe zu – dieser Sommer war bisher wärmer als alle vorhergehenden.

Welche alternativen Netzwerke können wir dem entgegensetzen? Die Gemeinwohl-Ökonomie von Christian Felber vielleicht (https://www.ecogood.org/de/). Aber vielleicht braucht es auch noch radikalere Ansätze.

Die Eigenschaft eines Netzes: Ungenutzt ist es leer und kann – je nach Material – sogar in sich zusammenfallen. Es schreit gerade zu danach, mit etwas gefüllt zu werden – mit Sinn, mit einem Körper. Entweder, wir sind das Netz und vernetzen uns, oder wir fangen damit Fische. Das Netz gibt dem Inhalt (oder der Leere in seinem Innern) eine Form. Hier stülpt meine Tochter Lenja sich ein flexibles Metallnetz über und legt sich danach allein in eine Hängematte für drei Personen.

In „Die Form der Schönheit“ beschreibt Frank Berzbach Vernetzung als eine spirituelle Dimension der Leere, die zugleich Form ist. Diese Vernetzung „ist allerdings sehr viel tiefer gedacht – alles ist mit allem verbunden, wir können „all-eins“ werden mit der Welt, die Verbindungen in zeitlicher und sachlicher und sozialer Hinsicht erfahren“ – so, wie es Zen-Meistern und christlichen Mystikern in Stille und Meditation glückt. Und damit landen wir dann letztlich wieder beim ersten Bild dieses Blog-Beitrags, der Schönheit des vernetzten Weltalls.