Was sollen wir mit all der Schönheit?

Israelitischer Teil des alten Hoppenlau-Friedhofs im Spät-Spätherbst


Zufällig am letzten Tag bevor bei uns im Ländle von jetzt auf eben verschärfte Anti-Corona-Regeln in Kraft traten, besuchte ich den denkmalgeschützten Hoppenlau-Friedhof in der Stuttgarter Innenstadt und das Literaturhaus – eine meiner Freundinnen hatte sich das kleine, feine “Lexikon der Schönheit” gewünscht, welches es fast nur dort, dafür aber in vielen Farben zu kaufen gibt.

Los ging’s an der Liederhalle, dank der Mosaiken eines der schönsten modernen Gebäude in Stuttgart, dann entdeckte ich den israelitischen Teil des Friedhofs, und schließlich auch die Gräber des Dichter-Revolutionärs Christian Friedrich Schubart (1737-91), sehr verwittert, und recht in der Nähe das gut gepflegte Grab Wilhelm Hauffs (1802-27), Reproduzent antijüdischer Klischees, aber gleichzeitig Verfasser von Märchen wie “Kalif Storch”, “Zwerg Nase”, “Das kalte Herz” oder von Geschichten wie “Das Wirtshaus im Spessart”. Ihn kannte ich schon als kleines Kind, denn von seinen orientalisierenden Märchen hatten wir Diashow-Erzählungen, untermalt von russischer Ballettmusik…. Daaa-da-da-da-da-daaa-da-daaa.

Und dann das Literaturhaus, davor eine Outdoor-Plakat-Comic-Ausstellung, und darin eine Show von Kleinverlagen. Mit dabei ein Herbstgedicht des Dänen Rasmus Nikolajsen, das den Titel für diesen Beitrag hier liefert. Wohin sollen wir denn mit all der Schönheit, beim Betrachten der gelben, roten und braunen Blätter im Park, der Schwäne, die ihren Hals recken und mit den Flügeln schlagen, wenn wir sehen, das gleichzeitig Menschen in diesem Park schlafen, weil sie kein Bett haben, was sollen wir mit all den Blättern und Büchern? Was sollen wir mit all den Wolken, die nichts vermögen, wenn ein Freund aus dem Fenster springt und zu Boden fällt wie eine Schneeflocke, wie ein Blatt, und man sich nach dem Begräbnis betrinken muss und sich verwandeln muss in etwas anderes, in einen Jüngeren? Wie lassen wir wie der Baum seine Blätter die Geschichten los, die Geschichten von Gestaltwandlern, die sowohl Mensch als auch Tier sein können, heute ein grünes Blatt weit oben, morgen ein gelbes am Boden? Wir betrachten das Fallen der Blätter wie einen mittelalterlichen Totentanz und üben, sagt Rasmus, die Schritte unseres eigenen Todes und all das, was wir nicht erzwingen können und was die Zeit herbeiführen wird. Ein Gedicht, geschrieben, während die Blätter von den Bäumen fallen…

Für mich der schönste Tag seit langem und coronabedingt vielleicht für lange – abgesehen davon, dass drei Tage später mein Mann aus Dänemark zu Besuch gekommen ist. Das ist das allerschönste.

Anschriften:

Hoppenlaufriedhof, Rosenbergstr. 7, 70174 Stuttgart

Literaturhaus, Breitscheidstr. 4, 70174 Stuttgart, www.literaturhaus-stuttgart.de

Rasmus Nikolajsen, was sollen wir mit all der schönheit? Herbstgedicht, aus dem Dänischen von Sarah Fengler, 12 Euro, erschienen bei parasitenpresse, Knithaki, Richard-Wagner-Str. 18, 50674 Köln, im Februar 2020, www.parasitenpresse.de

Der Garten der schönen Melodie – Qing Yin –

Eingang in den Stuttgarter Chinesischen Garten

Wie ein Tor in eine andere Welt: Das ist der Eingang zum kleinen, verborgen in Stuttgarter Halbhöhenlage erbauten Nationengarten, direkt neben Weinbergen, umbraust vom Verkehr. Geschaffen wurde er von Gartenbaumeistern aus Baden-Württembergs chinesischen Partnerprovinz Jiang Su zur IGA 1997 – und mutet an wie eine Oase der Stille aus längst vergangenen Zeiten.

Er ist ein Mikrokosmos, in dem bizarre Steine Gebirge und Teiche Meere darstellen, in dem die vier Jahreszeiten, Leben und Tod, hart und weich, dunkel und hell als Gegensätze vereint zu einem Ganzen erfahrbar sind. Sein Name stammt aus einem alten Gedicht der Tang-Dynastie (618-907 u.Z.), nach dem nicht nur Flöte und Laute, sondern auch Berg und Wasser eine schöne Melodie ergeben – Poesie übersetzt in Architektur und Kalligraphie. Gedichtauszüge zum Nachfühlen verkörpert er: Berge und Wasser sind so freundlich. Halle der Freundschaft (um dort Tee zu trinken, wenn sie geöffnet ist):

Halle der Freundschaft

Drachen. Stehende Wolken. Zehntausend Kiefern in der Jahreszeit, immergrün (ich liebe Kiefern). Ein schmaler Bach fällt in einen tiefen Teich. Pavillon der vier Seiten und acht Himmelsrichtungen.

Dieser Garten soll die Unsterblichen herein locken, damit wir Menschen an ihrer Unsterblichkeit teilhaben können. Es waren ihrer acht, sieben Männer und eine Frau, die allen Menschen in Not beistehen und gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung kämpfen. Diese Ba Xian verkörpern die acht grundlegenden Lebensbedingungen: Jugend, Alter, Armut, Reichtum, Adel, Volk, Weibliches und Männliches. Der eine ist Schutzheiliger der Barbiere, der nächste der Kranken, einer ist zuständig für das Militär, der andere für Musiker (er trägt die Flöte der sechs heilenden Melodien), noch einer für Schauspieler und einer für alte Leute.

Interessant sind Lan Cai He und He Xian Gu. Ersterer ist androgyn, ein schamanischer Transvestit und heiliger Narr. Lan Cai He kann sowohl Junge oder Frau sein, verkörpert die Ausgestoßenen und Verrückten und schützt die Blumenhändler.
Letztere ist auf jeden Fall weiblich, eine Frau mit Lotosblüte oder Blumenkorb und dem Pfirsich der Langlebigkeit sowie einer Mundorgel in den Armen. Sie erreichte Unsterblichkeit wegen ihrer Freigebigkeit und strengen Askese – und statt um das Jahr 700 u.Z. herum der Kaiserin zu gehorchen, stieg sie lieber in den Himmel auf. Vielleicht begegnest du ihr im Pavillon der acht Himmelsrichtungen?

Adresse: 70174 Stuttgart, Ecke Birkenwald-/Panoramastraße, erreichbar mit dem 44er Bus ab U-Bahn Stadtbibliothek/Türlenstraße Richtung Killesberg, geöffnet täglich ab 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

 

Ökoglück im PLZ-Gebiet 70 (Stuttgart und Drumrum)

Ich bemühe mich hier um eine vollständige Auflistung aller Betriebe und Organisationen in und bei Stuttgart, die ökologisch und nachhaltig arbeiten – solche, die nur ein bisschen Bio im Programm haben, wie z.B. Discounter oder Drogeriemärkte, werden nicht aufgeführt. Schade, schade, dass es das Restarurant Cassiopeia mit Neckarblick nicht mehr gibt…. Korrekturvorschläge sind herzlich willkommen!

Bäckereien

  • Eselsmühle im Siebenmühlental, Rudolf Gmelin GmbH & Co. KG, Herr Meinrad Bauer, 70771 Leinfelden-Musberg, www.eselsmuehle.de
  • Hofpfisterei, www.hofpfisterei.de
    • Schulstr. 4-8, 70173 Stuttgart-Mitte
    • Mailänder Platz 7 (Milaneo-Einkaufszentrum), 70173 Stuttgart-Nord
    • Löwenstr. 42, 70597 Stuttgart-Degerloch
  • Königsbäck – Die Bio-Bäckerei, www.koenigsbaeck-stuttgart.de
    • Gablenberger Hauptstr. 70, 70186 Stuttgart
    • Schwarenbergstr. 121, 70188 Stuttgart

Bank

  • GLS Bank, Filiale Stuttgart, Eugensplatz 5, 70184 Stuttgart, www.gls.de/privatkunden/gls-bank/standorte-filialen/stuttgart/

Catering

  • Biokraftwerk Catering, Theodor-Heuss-Str. 2, 70174 Stuttgart-Mitte
  • Feinwerk’s ImBiobiss, Senefelder Str. 109, 70176 Stuttgart
  • Flotter Teller, Kirchweinberg 54, 70327 Stuttgart
  • Heimathafen-West Kita-Catering, Rachel Sandkühler, Hohenzollernstr. 19, 70178 Stuttgart-West, www.heimathafen-west.de
  • Luchterhand Bio-Catering, Björn Luchterhand, Lange Allee 17, 70435 Stuttgart, www.luchterhand-catering.de

Computer-Recycling & -Reparatur

  • Computerjungs, PC Reparatur Stuttgart, Winterbacher Str. 23a, 70374 Stuttgart, www.computerjungs.de
  • Klaus Peter Bertram, Buowaldstr. 52, 70619 Stuttgart-Sillenbuch, www.klausbertram.de

Friseur

  • Haar Natura, Feuerleinstr. 4 (Ecke Wernlinstraße, beim Hölderlinplatz), 70193 Stuttgart-Nord, www.haarnatura.de

Gärtnerei / Gartengestaltung

  • Bioland Gärtnerei Monika Bender, Augsburger Str. 515, 70327 Stuttgart-Untertürkheim, www.gaertnerei-bender.de
  • Blattwerk Gartengestaltung GmbH, Böblinger Str. 446, 70569 Stuttgart, www.blattwerk-gartengestaltung.de
  • Calendula Kräutergarten, Dieter Berweiler, Storchshalde 200, 70378 Stuttgart-Mühlhausen, www.calendula-kraeutergarten.de (Führungen, Tinkturen, Bücher – kein Pflanzenverkauf)
  • Stadtrandgemüse GbR, Schmidener Str. 57, 70372 Stuttgart, www.stadtrandgemüse.de (Solidarische Landwirtschaft)

Hof- und Supermärkte

  • Alnatura, www.alnatura.de
    • Tübinger Str. 31-33, 70178 Stuttgart-Mitte
    • Am Höhenpark 4 (Killesberghöhe), 70191 Stuttgart-Nord
    • Epplestr. 12, 70597 Stuttgart-Degerloch
    • Jacob-Brodbeck-Str. 6, 70794 Filderstadt-Plattenhardt
  • Basic Bio Genuss für alle, Breitscheidstr. 6, 70174 Stuttgart-Mitte (Liederhalle), www.basicbio.de
  • Bio B. Naturkostmarkt, Klettpassage 14-15 (Hauptbahnhof), 70173 Stuttgart-Mitte, www.bio724.de
  • Biofrucht Ortlieb GbR, Daniel, Ursula und Reinhard Ortlieb, Uhlbacher Str. 201, 70329 Stuttgart-Uhlbach, www.biokiste-ortlieb.de
  • Bioland Gemüsehof Hörz, Im Bühlerfeld 1, 70794 Filderstadt-Bonlanden, www.genuesehofhoerz.de
  • Bioland-Hof Martin Sickinger, Grundhof, 70839 Gerlingen
  • Biomarket24, Meluner Str. 33, 70569 Stuttgart
  • denn’s Biomarkt,www.denns-biomarkt.de
    • Robert-Koch-Str. 2, 70563 Stuttgart-Vaihingen
    • Kimryplatz 4, 70806 Kornwestheim
    • Johannes-Daur-Str. 18, 70825 Korntal-Münchingen
  • Die Kichererbse, Vegane Alternativen, Möhringer Str. 44b, 70199 Stuttgart-Süd
  • Erdi Biomarkt, www.erdi.de
    • Neckarstr. 152A, 70190 Stuttgart-Ost
    • Widmaierstr. 110, 70567 Stuttgart-Möhringen
    • Stangenstr. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen
    • Bernhäuser Hauptstr. 2, 70794 Filderstadt
  • Gesunde Kost, M. Schmidt eK, Kirchheimer Str. 37, 70619 Stuttgart-Sillenbuch, www.gesundekost.com
  • Grünflink GmbH, Ulmer Str. 157, 70188 Stuttgart, www.gruenflink.de
  • Grünschnabel Naturkost & Naturwaren, unverpackt & plastikfrei einkaufen, Sigmundtstr. 1, 70563 Stuttgart-Vaihingen, www.grünschnabel-naturkost.de
  • Hof am Eichenhain, Familie Wais und Mitarbeiter, Eichenparkstr. 2, 70619 Stuttgart-Riedenberg, www.hof-am-eichenhain.de
  • Kantinchen, Gemütliches Café mit Bioladen, Alexanderstr. 180, 70180 Stuttgart, www.kantinchen.com
  • Lala healthy livin, Sophienstr. 21 (im Gerber), Stuttgart-Mitte, www.lalahealthylivin.com
  • Mühlrad Cannstatt, König-Karl-Str. 26, 70372 Stuttgart-Bad Cannstatt, www.mühlrad-naturkost.de
  • Naturgut, www.naturgut.net
    • Senefelder Str. 109 (Hölderlinplatz), 70176 Stuttgart-Nord
    • Marienplatz 1, 70178 Stuttgart-Süd
    • Gablenberger Hauptstr. 29, 70186 Stuttgart-Gablenberg
    • Vaihinger Str. 80, 70567 Stuttgart-Möhringen
    • Löwenstr. 39, 70597 Stuttgart-Degerloch
    • Kirchheimer Str. 71, 70619 Stuttgart-Sillenbuch
    • Pforzheimer Str. 357, 70499 Stuttgart-Weilimdorf
    • Bernhäuser Str. 14, 70771 Leinfelden-Echterdingen
  • Organix Biomarkt, Stuttgarter Str. 23, 70469 Stuttgart-Feuerbach, www.organix-biomarkt.de
  • Plattsalat, Gutenbergstr. 77A, 70197 Stuttgart-West, www.plattsalat.de
  • Pois, Portugiesische Lebensmittel, Rotebühlstr. 90, 70178 Stuttgart-West, www.pois-portugal.de
  • Reyerhof, Demeter, Hofladen und Bistro, Unteraicher Str. 8, 70567 Stuttgart-Möhringen, www.reyerhof.de
  • Schäfer Michaelshof KG, Friedrich-List-Str. 75, 70771 Leinfelden-Echterdingen, www.michaelshof.com
  • Schüttgut, Nachhaltige und unverpackte Lebensmittel, Vogelsangstr. 51, 70197 Stuttgart, www.schuettgut-stuttgart.de
  • Stadtrandgemüse GbR, Schmidener Str. 57, 70372 Stuttgart, www.stadtrandgemüse.de (Solidarische Landwirtschaft)
  • Tante M., Unverpackt, Eduard-Steinle-Str. 6, 70619 Stuttgart-Sillenbuch, www.tantem-unverpackt.de
  • Weltladen, www.stuttgarter-weltlaeden.de
    • Charlottenplatz 17, 70173 Stuttgart-Mitte
    • Gablenberger Hauptstr. 104, 70186 Stuttgart-Gablenberg
    • Griegstr. 24, 70195 Stuttgart-Botnang
    • Buchauer Str. 2, 70327 Stuttgart-Wangen
    • Sulzgasse 4, 70372 Stuttgart-Bad Cannstatt
    • Besigheimer Str. 19, 70435 Stuttgart-Zuffenhausen
    • Vaihinger Markt 11, 70563 Stuttgart-Vaihingen
    • Rubensstr. 2a, 70597 Stuttgart-Degerloch

Hotels

  • Jugendherbergen mit Bio-Zertifizierung, www.jugendherberge.de/nachhaltig
    • Jugendherberge Stuttgart International, Haußmannstr. 27, 70188 Stuttgart
    • Jugendherberge Stuttgart Neckarpark, Elwertstr. 2, 70372 Stuttgart

Kindergarten

  • Astrid Lindgren Waldkindergarten, Stettener Str. 125/1, 70327 Stuttgart-Rotenberg, www.waldkindergarten-rotenberg.de
  • Freier Aktiver Kindergarten, Bopseräcker 30-33, 70597 Stuttgart-Degerloch, www.fas-stuttgart.de
  • Naturkindergarten Stuttgart e.V., Johannesstr. 58, 70176 Stuttgart, www.natur-kindergarten.de
  • Waldkindergarten Rohr, Südendstr. 4, 70565 Stuttgart, http://www.waldkindergarten-rohr.de
  • Waldkindergarten Sperling, Haldenbrunnenweg 9, 70771 Leinfelden-Echterdingen, www.waldkindergarten-sperling.com
  • Waldkindergarten Wurzelzwerge e.V., Postfach 4133, 70779 Filderstadt, www.wurzelzwerge.de

Kleidung

  • Glore, Your globally responsable fashion store, Eberhardstr. 10, 70173 Stuttgart-Mitte, www.glore.de
  • Greenality, www.greenality.de
    • Store Frauen, Friedrichstr. 39, 70173 Stuttgart-Mitte
    • Store Männer, Fürstenstr. 5, 70173 Stuttgart-Mitte
  • Gudrun Sjödén Konzeptladen Stuttgart, Nadlerstr. 21 (hinterm Rathaus), 70173 Stuttgart-Mitte, www.gudrunsjoden.com
  • Oxfam Shop Stuttgart, Lange Str. 4a (Eingang Kronprinzstraße), 70173 Stuttgart-Mitte, https://shops.oxfam.de/shops/stuttgart
  • Schlechtmensch, Fair-Trade-Kleidung, Neckarstr. 86, 70190 Stuttgart-Mitte. www.schlechtmensch.de
  • Vintage Markt, Familie Feldmer, Tübinger Str. 72-74, 70178 Stuttgart-Süd, www.vintage-markt-stuttgart.de
  • Weltladen, www.stuttgarter-weltlaeden.de
    • Charlottenplatz 17, 70173 Stuttgart-Mitte
    • Gablenberger Hauptstr. 104, 70186 Stuttgart-Gablenberg
    • Griegstr. 24, 70195 Stuttgart-Botnang
    • Buchauer Str. 2, 70327 Stuttgart-Wangen
    • Sulzgasse 4, 70372 Stuttgart-Bad Cannstatt
    • Besigheimer Str. 19, 70435 Stuttgart-Zuffenhausen
    • Vaihinger Markt 11, 70563 Stuttgart-Vaihingen
    • Rubensstr. 2a, 70597 Stuttgart-Degerloch
  • Wiederbelebt, Ladenatelieroguzhan Deniz und Sarah Kürten, Esslinger Str. 14, 70182 Stuttgart-Mitte (Leonhardsviertel), www.wiederbelebt.de

Kräuterführungen und -kurse

  • Barbara Pfeifer, Buowaldstr. 52, 70619 Stuttgart-Sillenbuch, barbara@pfeiferin.de

Krankenhaus

  • Filderklinik (mit ökozertifizierter Küche!), Im Haberschlei 7, 70794 Filderstadt-Bonlanden, www.filderklinik.de

Mandelveredelung

  • Papillon Bio-Mandelmanufaktur, Sibel Özdemir, Glemsgaustr. 51, 70499 Stuttgart-Weilimdorf, www.mandelmanufaktur.de

Möbel & Wohnaccessoires

  • Grüne Erde Store & Schlafwelt, Breite Str. 2, 70173 Stuttgart-Mitte, www.grueneerde.com

Naturkosmetikstudio

  • Balance, Inh. Anne John, Schwabstr. 183, 70193 Stuttgart-West

Organisationen

  • Attac Stuttgart und Drumrum, www.attac.de/was-ist-attac/strukturen/attac-netzwerk/regionalgruppen/. Dort finden sich die Mailadressen der Regionalgruppen
    • Fellbach
    • Filder
    • Ostfildern
    • Stuttgart
  • Bündnis 90 / Die Grünen, Kreisverband Stuttgart, Königstr. 78, 70173 Stuttgart-Mitte, www.gruene-stuttgart.de
  • Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisverband Stuttgart, Rotebühlstr. 86/1, 70178 Stuttgart-West, www.bund-stuttgart.de
  • DieAnstifter, DenkMacherei, Werastr. 10, 70182 Stuttgart, www.die-anstifter.de
  • Gemeinwohl-Ökonomie Baden-Württemberg e.V., Quellenstr. 7a, 70376 Stuttgart, www.ecogood.org/de/bawue/
  • Greenpeace Stuttgart, Augustenstr. 57, 70178 Stuttgart-West, www.stuttgart.greenpeace.de
  • NABU Stuttgart, Charlottenplatz 17, 70173 Stuttgart-Mitte, www.nabu-stuttgart.de
  • Robin Wood Stuttgart, c/o Forum 3, Gymnasiumstr. 21, 70173 Stuttgart-Mitte, www.robinwood.de/sued-west
  • SÖS Stuttgart Ökologisch Sozial, c/o Hannes Rockenbauch, Heinrich-Baumann-Str. 43, 70190 Stuttgart, www.s-oe-s.de

Raumgestaltung

  • Ginkgo Raumausstattung für gesundes Wohnen, Ralf Barth, Wagnerstr. 14, 70734 Fellbach, www.ginkgo-raumausstattung.de
  • Wohnart natürliche Raumgestaltung GmbH, Komplettsanierung, Renovierung, Naturbaustoffe, König-Karl-Str. 83, 70372 Stuttgart-Bad Cannstatt, www.parkett-naturbaustoffe.de

Reinigung

  • Waschhaus Bioreinigung, www.bioreinigung.biz
    • Unterländer Str. 23, 70435 Stuttgart-Zuffenhausen
    • Ackermannstr. 8, 70563 Stuttgart-Vaihingen

Repaircafé

  • repaircafé Stuttgart, EKiZ Eltern-Kind-Zentrum, Ludwigstr. 41-43, 70176 Stuttgart, www.repaircafe-stuttgart.de

Restaurants & Cafés

  • Eselsmühle im Siebenmühlental, Rudolf Gmelin GmbH & Co. KG, Herr Meinrad Bauer, 70771 Leinfelden-Musberg, www.eselsmuehle.de
  • Forum 3 Café, Gymnasiumstr. 21, 70173 Stuttgart-Mitte, www.forum3.de
  • Iden, Eberhardstr. 1, 70173 Stuttgart-Mitte, www.iden-stuttgart.de
  • Kantinchen, Gemütliches Café mit Bioladen, Alexanderstr. 180, 70180 Stuttgart, www.kantinchen.com
  • Königsbäck – Die Bio-Bäckerei, www.koenigsbaeck-stuttgart.de
    • Gablenberger Hauptstr. 70, 70186 Stuttgart
    • Schwarenbergstr. 121, 70188 Stuttgart
  • Körle und Adam, Feuerbacher-Tal-Str. 32, 70469 Stuttgart-Feuerbach, www.koerleundadam.de
  • Bio-Restaurant Lässig, Gerokstr. 12, 70188 Stuttgart-Ost, www.restaurant-laessig.de
  • Biorestaurant Mäulesmühle im Siebenmühlental, Mäulesmühle 2, 70771 Leinfelden-Musberg, www.bio-muehle.de
  • Papillon Bio-Mandelmanufaktur, Sibel Özdemir, Glemsgaustr. 51, 70499 Stuttgart-Weilimdorf, www.mandelmanufaktur.de (Samstagscafé)
  • Reyerhof, Demeter, Hofladen und Bistro, Unteraicher Str. 8, 70567 Stuttgart-Möhringen, www.reyerhof.de
  • Silberknie, Moserstr. 23, 70182 Stuttgart, https://www.lift-online.de/e/essen-trinken/cafes/cafe-silberknie-935370/
  • Tante M., Unverpackt, Eduard-Steinle-Str. 6, 70619 Stuttgart-Sillenbuch, www.tantem-unverpackt.de
  • Weltcafé, Charlottenplatz 17, 70173 Stuttgart-Mitte, www.welthaus-stuttgart.de
  • Restaurant Wielandshöhe, Vincent Klink, Alte Weinsteige 71, 70597 Stuttgart-Degerloch, www.wielandshoehe.de
  • Die Wunderkammer, Rosenstr. 33, 70182 Stuttgart, www.wunderkammer-stuttgart.de (nicht alles ist Bio, aber doch so einiges)

Schulen

  • Freie Aktive Schule, Reformpädagogische Grundschule mit Werkrealschule, Bopseräcker 30-33, 70597 Stuttgart-Degerloch, www.fas-stuttgart.de
  • Pieks democratic education, Freie aktive Schule auf den Fildern, Schönbuchstr. 4, 70771 Leinfelden-Echterdingen, https://pieks-fas.de/

Studium

  • Landscape Ecology Master, Management von ökologischer Dynamik im globalen Wandel, Universität Stuttgart-Hohenheim, Schloss Hohenheim 1, 70599 Stuttgart-Hohenheim, www.uni-hohenheim.de/landscape-ecology-master-studium

Veranstaltungsorte

  • Haus des Waldes, Königsträßle 74, 70597 Stuttgart-Degerloch, https://hausdeswaldes.forstbw.de/haus-des-waldes/
  • vhs-Ökostation Wartberg, Wilhelm-Blos-Str. 129, 70191 Stuttgart-Nord, https://vhs-stuttgart.de/programm/gesellschaft-politik-und-umwelt/vhs-oekostation/

Zeitschriften

    • Demeter Gartenrundbrief, Hauptstr. 82, 70771 Leinfelden-Echterdingen, www.gartenrundbrief.de

8.3.2019: Stuttgart – Flanieren am Weltfrauentag

Blick von der Markthalle aufs Alte Schloss, (c) Barbara Pfeifer 2019

Am Schlossplatz spuckt mich die U-Bahn aus. Quer über den Platz laufe ich durch den köstlichen Torbogen (er beherbergt den Eingang zum besten Schokoladengeschäft Stuttgarts!) auf den romantischen Schillerplatz.

Musikalische Mittagspause: Während im hochmalerischen spätgotischen Fruchtkasten 2 Frauen 9 Männer interpretieren, am Doppelflügel und mit Gesang, von Händel bis Cláudio Santoro, träumen die Instrumente in den oberen Etagen weiter. Diana Ochoa de Spínola und Sabine Layer hatten vergessen, dass heute Frautentag ist, sonst hätte sich vielleicht eine Clara Schumann zwischen die Herren geschmuggelt, wer weiß? Aber auch so ist die halbstündige, allfreitägliche “Musikpause” im Stuttgarter Musikinstrumentenmuseum (Start jeweils um 12.30 Uhr) schön und ungewöhnlich. Im Anschluss schlendere ich durch die Sammlung, spiele alles, was ich benutzen darf und bewundere den Rest, Summtopf, Kuhglockenklavier und solch unerhörte Dinge wie Flaschophon und Regenbogen-Regenschirm-Geige. Ja, und dann höre ich noch David Bowie’s “Space Oddity”, bei der er ein Stylophone benutzt. Bisher wusste ich noch nicht einmal, dass es so etwas gibt.

Ich flaniere weiter. Ein schmales Gässle zwischen Fruchtkasten und Stiftskirche. Rechts ein brutaler Neubau, aber verglast, und die Kirche spiegelt sich darin. Eines der ersten Dinge, die mir 1997 meine Vorgängerin im Verlag zeigte, um mich zum Bleiben in Stuttgart zu bewegen…

Blick von der Markthalle auf die Stiftskirche, (c) Barbara Pfeifer 2019

Ein Seitengässchen mit japanischen Comics an den Wänden. Daneben ein Juwelier mit ungewöhnlichen Kaminuhren im Schaufenster. Bei einer rollt eine kleine Metallkugel auf einer Platte im Zickzack von links nach rechts. Als sie außen angekommen ist, kippt die Platte, und die Kugel bewegt sich im nämlichen Zickzack zurück. So etwas kostet mehr als zehntausend Euro.

Nach einer Stippvisite in der Kirche schlendere ich zur Markthalle, Jugendstil, und gewiss eine der schönsten Markthallen Deutschlands (laut der Zeitschrift stern sogar die allerschönste). Alles was es hier gibt, befindet sich im eher gehobenen Preissegment, gefüllte Datteln in einem Dutzend Variationen, Jackfrucht, Pralinen, Blumen, Restaurants, und im Ober- und Untergeschoss Kleinmöbel, Seifen, Schmuck, Bücher. 1001 Nacht auf schwäbisch. Bio bei alledem leider nur in homöopathischen Spuren, und so schwelge ich in Träumen, Paradiesesbildern und Düften und kaufe – nichts. Aber ein Buch fällt mir ins Auge: Lauren Elkins “Flaneuse”. Frauen erobern sich flanierend die Städte. George Sand trug dazu im Paris des 19. Jahrhunderts Männerkleidung und einen Männernamen. Wie passend zu meinem heutigen Tag.

Doch jetzt mäandere ich nicht weiter, denn ich entdecke, dass es schon deutlich später ist als verabredet. Also geht es schnurstracks durch Dorotheenviertel und den Appendix der Bohnenvierteler Rosenstraße zum tristen Charlottenplatz, wo mich die U-Bahn wieder in ihre Arme schließt.

 

Stuttgart: Buschwerk im Wortkino

Buschwerk gleich “dichtes Gebüsch von größerer Ausdehnung”, wie der Duden schreibt? Oder eben der satirische Zeichner und Poet Wilhelm Busch aus dem 19. Jahrhundert. Um letzteren geht es im kleinen, feinen Wortkino, das gerade einmal 43 Zuschauern Platz bietet.

Zu jeder Eintrittskarte gibt es ein Getränk gratis, und im Foyer reihen sich die Bücher zum Schmökern: Die über die jeweilige Vorstellung des Abends und die zu den Schwerpunkten des Theaters – jüdische Kultur und Frauenliteratur.

An diesem Samstag ist also der Niedersachse Wilhelm Busch dran, das Multitalent (wer kann schon gleichzeitig zeichnen und reimen?), der Dorfmensch, der ewige Junggeselle,  der Liebhaber von Zigaretten (40-50 pro Tag) und Alkohol. Denn wie sagte er so schön:

Oh Menschenkind, bedenke wohl:
Dein größter Feind heißt Alkohol.
Doch in der Bibel steht geschrieben:
Du sollst auch deine Feinde lieben.

Der Erfinder von “Max und Moritz” portraitiert sich: Max, das ist Buschs Jugendfreund Erich Bachmann, und Moritz, das ist er selbst. Aber die Streiche der beiden, die fanden wohl eher in Buschs Phantasie statt, denn er war ein sehr zartes, ängstliches Kind. Bei der Schweineschlachtung konnte er nicht zusehen, und die armen Tiere taten ihm so leid, dass er sich Zeit seines Lebens vor Schweinewurst ekelte. Muss deshalb das Ende der beiden waghalsigen Jungen so grausig sein?

Wieviel Grausamkeit er als Kind erfahren hat, ist nicht mehr genau feststellbar, zumindest in der Dorfschule dürfte er mit dem Rohrstock Bekanntschaft gemacht haben. Rohrstock plus protestantische Ethik: Führen sie zum unbewussten Wunsch, bestraft zu werden?

Der Abend ist trotzdem vergnüglich, der Schauspieler Norbert Eilts exzellent, und Buschs Verhohnepipelung der deutschen Spießbürger und Frömmler geht mir erst an diesem Abend so richtig auf. Der Humor des ernsten, verschlossenen, “sturmfesten” Satirikers, des Urvaters des Comics, schreibt das Programmblatt, entsprang einer existentiellen Auseinandersetzung mit sich selbst – und dem ambivalenten Wesen des Menschen.

Prädikat empfehlenswert: “Buschwerk” gehört zum festen Repertoire des Wortkinos, Werastr. 6, 70182 Stuttgart, www.wortkino.de.

 

Mittwoch, 5.9.2018: Beziehungsglück

14.02.2014: Hochzeit im Stuttgarter Neuen Schloss. Mein Vater ist Trauzeuge.

Heute vor sechzehn Jahren habe ich Klaus zum ersten Mal geküsst – dieses Datum ist in unsere Eheringe eingraviert. Exakt einen Monat zuvor, am 5.8.2002, hatten wir uns kennengelernt, in der S-Bahn vom Stuttgarter Flughafen Richtung Innenstadt. Ich kam gerade von einer Urlaubsreise durch Südnorwegen zurück und war ziemlich aufgedreht, weil gepäcklos – meine Habseligkeiten drehten noch in Amsterdam auf dem Förderband. Als in Leinfelden ein schwarz gekleideter, schlanker, dunkelhaariger Mann mit grauen Augen zustieg, dessen Rucksack sperrangelweit offen stand, sprach ich ihn sofort an. Wir unterhielten uns angeregt, und als ich an der Schwabstraße aussteigen musste, gab er mir seine Telefonnummer.

So fing es an. Wir trafen uns in den nächsten Wochen häufig, aber es blieb platonisch, bis ich ihn am besagten Septemberabend fragte, worum wir eigentlich die ganze Zeit so intensiv diskutierten – um eine Freundschaft oder eine Beziehung?

Eigentlich war alles klar. Und während ich bis zu diesem Moment immer verhütet hatte, haben Klaus und ich von der ersten Nacht an dies nicht getan – wir wollten beide ein Kind miteinander. Der errechnete Geburtstermin für Lenja war der 3.6.2004. Aber wie ein Freund, der Hexer Peter, so treffend sagte: “Wenn du möchtest, dass sie erst am 5.6. auf die Welt kommt, wird genau das auch geschehen.”

Und so kam es denn, allerdings bescherte es mir weit über dreißig Stunden Wehen, denn die begannen pünktlich schon am 3. Juni. Aber die 5 ist nun einmal unsere Glückszahl…

Ich habe einen wundervollen Mann und eine ganz besondere Tochter bekommen. “She is going the fairy way”, sagte mein Kollege Alastair schon, als sie gerade anfing zu laufen. “Und wie geht es deiner Elfe?” wollte erst diese Woche eine Bauchtanzfreundin wissen. Uns als Eltern war es immer wichtig, nicht-direktiv ihr gegenüber zu sein. Sie sei hochbegabt, wird immer wieder vermutet, für uns zählt aber nicht, ob sie das Abitur macht, sondern dass sie ein freier (auch frei denkender), glücklicher Mensch wird.

Geheiratet haben wir erst sehr spät, an einem Tag, dessen Quersumme ebenfalls 5 ist: am 14.02.2014, dem Valentinstag. Wir waren das erste Brautpaar, das sich im Stuttgarter Neuen Schloss das Ja-Wort gegeben hat (siehe Foto), Lenja durfte die Urkunde mit unterschreiben und bekam ebenfalls einen Ring – ihrer ist aus Silber, unsere sind aus Russengold. Zwei Hänse fungierten als Trauzeugen – mein Vater und Klausens Halbbruder.

Ich habe es nie bereut, Klaus geheiratet zu haben – er ist für mich ein idealer Mann, und häufig bin ich schon um ihn beneidet worden. Auch unsere Tochter bestätigt uns, dass wir weit weniger streiten als alle anderen Eltern, die sie kennt (hmm, ganz sicher bin ich nicht: eventuell streitet meine Erfurter Freundin genauso selten mit ihrem Mann).

Vielleicht steht ja Beziehung bei Ihnen nicht auf der Prioritätenliste – für mich aber (wie Sie auf der Seite links nachlesen können, “Über mich und diesen Blog”) sind lieben und mich lieben lassen ganz oben bei den Charakterstärken, die mich glücklich machen – zusammen mit dem Schönheitssinn, um den es ja neben dem Glück im allgemeinen in diesem Blog geht. Klaus und Lenja sind mein großes Glück.

Und so habe ich meinem Mann gestern auf dem Rückweg von der Ergotherapie eine rote Strauchrose gepflückt, Kornelkirschen und ein paar Brombeeren, die ich zufällig noch entdeckte (er liebt Brombeeren sehr). Na ja, und ein Kuss durfte natürlich auch nicht fehlen!

Donnerstag, 30.8.2018: Unikate statt Massenproduktion

Der Donnerstag ist traditionell der dem Jupiter geweihte Glückstag. Und ich will heute über etwas berichten, was mich glücklich macht: Die Plakate des Hermann Andrea Bauer (früher: Hermann Bassé, da war er noch mit meiner ebenfalls früheren Bauchtanzlehrerin Katinka Bassé verheiratet).

Hermann Bauer wohnt bei uns in Stuttgart-Sillenbuch und malt jeden Tag ein Bild (das Projekt Tagesbilder startete schon 2011) oder Plakat. Mit derselben Intensität ist er Schauspieler und Musiker (Gitarrist).

Dank Hermann Bauer haben wir das Glück, dass auf Veranstaltungen bei uns im Stadtteil (vor allem die im Clara-Zetkin-Haus) mit höchst individuellen Plakaten aufmerksam gemacht wird – sind sie nicht wunderschön?

 

Freitag, 24.8.2018: Frida Kahlo, das Lapidarium und die Zacke

Obwohl noch nicht der Día de los Muertos ist, der mexikanische Allerseelentag am 2.11., besuchte uns gestern die verstorbene Frida Kahlo in Stuttgart. Genauer gesagt, kam sie ins Lapidarium in der Mörikestraße geflogen, jenem eigentümlichen Garten, der voller Statuen und Steinfragmente steckt – von der Antike bis ins frühe 20. Jahrhundert.

Der ehemalige römische Garten der Villa Ostertag-Siegle beherbergt neben vielen anderen Dannecker berühmte Nymphengruppe mit Sitzplatz unter Ahörnern und Blick auf eine Wandelhalle mit Gräberfunden aus römischer Zeit, Pan, Putten und einer Kopie des Apollos von Belvedere (das Original besitzt die katholische Kirche, der Vatikan).

Über diesen Apollo äußerte Goethe einst, er übersteige alle Denkbare und habe ihn aus der Wirklichkeit hinaus gerückt – von daher verwundert es also auch nicht, dass wir hier der 1954 gestorbenen Malerin Frida und und ihrem Gitarre spielenden und singenden, langhaarigen, platonischen Freund Pedro begegnen. Zumal sie zu Baden-Württemberg eh eine innige Beziehung hatte – ihr Vater war gebürtiger Pforzheimer.

Eingeladen haben die K21-Anstifter zusammen mit dem StadtPalais – Museum für Stuttgart, und so viele sind gekommen, dass immer neue Stühle und Bänke herbeigeholt werden müssen. Eine Schauspielerin, Tänzerin, Verwandlungskünstlerin und Sängerin mit dem Namen Eunike Engelkind, die schöne, gute Siegesgöttin, Kind eines Engels, stellt passenderweise Frida dar, in bunten Kleidern, wie Frida sie geliebt hätte, grellbunt, wie Frida Farben mochte, und fragt uns: „Wozu brauche ich Füße, wenn ich Flügel habe?“ Die Flügel brauchte Frida tatsächlich, um sich mit ihren dauernden, grausamen Schmerzen zu verbünden, die sie seit einer Kinderlähmung plus einem grauenvollen Verkehrsunfall mit 18 Jahren bis zu ihrem Tod mit nur 47 Jahren täglich quälten – 1953 musste ihr sogar das rechte Bein amputiert werden. Eine rebellische Kommunistin blieb sie trotzdem, bis zum Schluss, und zwischendrin war sie auch die Geliebte Trotzkis. Was für ein gutes Vorbild für mich Morbus-Sudeck-Geplagte!

Fridas letztes Bild zeigt Wassermelonen auf brauner Erde vor blauweißem Himmel, köstliche, duftende Wassermelonen, und auf der ganz vorne, in der Mitte steht: „VIVA LA VIDA“. Das Rebellisch-Trotzige „Es lebe das Leben“, vor der harmonischen Frühabendstimmung im Lapidarium. Es ist noch hell, aber der Mond schon aufgegangen, als wir nach Ende der Vorstellung mit einem der zwei schönsten öffentlichen Verkehrsmittel Stuttgarts vom Marienplatz nach Degerloch fahren: mit der Zahnradbahn, hier liebevoll Zacke genannt, Aussicht auf Stuttgart gibt es gratis dazu. Viva la vida!

 

Donnerstag, 23.8.2018: Die Form der Schönheit

Welche Form hat die Schönheit eigentlich? Wie kann sie zu einer Quelle der Lebenskunst werden? Und wie lässt sich Schönheit im Alltagsleben verwirklichen? Diesen Fragen geht der Kölner Autor Frank Berzbach in einem kürzlich bei Eichborn erschienen und schön gestalteten Essay (mit Lesebändchen, welch ein Luxus!) nach.

Viele Bereiche macht er aus, in denen sich Schönheit verwirklichen lässt, einer davon ist das Heilige, Sakrale, während er bemängelt, dass die Kunstproduktion der Jetztzeit sich häufig nicht mehr mit dem Schönen, sondern ab und an sogar mit dem Hässlichen beschäftigt.

In Opposition zur Schönheit stehen für ihn Lärm, Zerstörung und Rausch, Computerspiele, Krieg, Aggression und Folter. Um so mehr erstaunt sein Faible für Herrenmagazine und den Lebensstil ihrer Herausgeber sowie für Pin-ups, die ja nun genau mit Krieg (Pin-ups auf Bombern) und Aggression gegen Frauen (Vergewaltigung durch Soldaten) jedwede Menge zu tun haben. Was nutzt Schönheit, wenn sie zur Ware verkommt, und eine Marilyn Monroe (die auch als Pin-up posierte) am Ende ihres kurzen Lebens, von Drogen zerstört, Selbstmord begeht, falls sie nicht doch ermordet wurde? Die Herausgabe von Herrenmagazinen und Modezeitschriften mag es den Herausgebern ermöglichen, ein schönes Leben zu führen – für Models ist fast immer das Gegenteil der Fall. Übrigens: Die dort verwendeten „schönen“ High-Heels ruinieren jeden Frauenfuß ohne Ausnahme nachhaltig, die orthopädischen Probleme und die Schmerzen im Alter sind immens – und was haben deformierte Füße (wo Herr Berzbach doch behauptet, gegen Schönheits-OPs zu sein) und Schmerzen mit einem Leben in Schönheit zu tun? Müssen die high-heels-deformierten Frauen dann die Orte der Berzbachschen Schönheit und der Foucaultschen Heterotropien verlassen?

Warum sich Berzbach zur selben Zeit über Pin-ups in der Kirche entrüstet (genauer gesagt: über den Auftritt von Pussy Riot in einer russischen Kirche zum Ärger Putins), das entzieht sich nun vollständig meinem Verständnis, denn zumindest sind diese Frauen doch schön, sogar sehr schön und die Kleiderausschnitte tief, es gibt sogar den Ansatz eines Can-Cans, auch wenn die Worte des Punk-Gebets selbst nicht ästhetizistisch-schön, sondern eben wahr und politisch sind (https://www.youtube.com/watch?v=grEBLskpDWQ). Wahrheit und Liebe, sagt Herr Berzbach, seien untrennbar mit Schönheit verbunden. Stört es ihn etwa, dass die Frauen ihre Gesichter verhüllt haben? Aber das kommt in den Herrenmagazinen doch auch vor! Oder liegt es daran, dass man, spießbürgerlich betrachtet, einfach nicht tut, was Pussy Riot getan hat? Oder sollte es Herr Berzbach sein, der bestimmt, was politische Wahrheit und damit schön ist?

Kommen wir zu dem, was Frank Berzbach außer Pin-ups noch liebt: die Schönheit von Fahrrädern, Schallplatten und Plattenspielern, Bücher, Jazz, Füllhalter und Bleistifte, Papier und Notizbücher, Tätowierungen (übrigens in der Ethnologie ein Zeichen für gewalttätige Kulturen – Menschen müssen dafür Schmerz ertragen können und üben damit schon mal für den Krieg mit den Nachbarn – ich mag sie als Ethnologin deshalb nicht), Kirchen, Klöster, Museen und Hotels, Schuhe und das Meer, inhabergeführte Ladengeschäfte, Tee- und Kaffeehäuser. Bis auf die Tätowierungen kann ich ihm da wieder folgen.

Berzbach behauptet, dass nur wenige Frauen Jazz mögen, und wird sich freuen zu hören, dass ich eine davon bin – vielleicht dank meines verstorbenen Vaters, der mich schon früh in Konzerte zum Beispiel des United Jazz & Rock Ensembles mitnahm. It‘s the Bourbon Skiffle Company, allways happy, happy as can beeeee…. Am meisten schätze ich den Cross-over zwischen Jazz und Weltmusik.

Wir besitzen in der Familie kein Auto, sondern benutzen Fahrräder, öffentliche Verkehrsmittel und unsere Füße – und haben sogar unseren Vermieter überzeugt, es uns gleich zu tun.

Stattdessen besitze ich noch eine ganze Reihe von Schallplatten und einen halbautomatischen Plattenspieler. Aber ich höre auch CDs und SWR2 (und ganz manchmal Klassik Radio, das mir aber auf Dauer zu platt und zu sehr von Werbung verseucht ist – was dem Konzept von „Klassik zum Wohlfühlen“ massiven Abbruch tut, jedenfalls was mein Wohlgefühl anbelangt).

Als Germanistin und Verlagskauffrau liebe ich selbstverständlich Bücher – eine Zeitlang war ich sogar Mitglied bei den Bücherfrauen. Vor allem liebe ich auch schön gemachte Bücher, solche, die Buchpreise für ihre Gestaltung gewinnen. Oder die Bücher (und T-Shirts) der Buchkinder Leipzig (https://www.buchkinder.de/die-idee/). Ich habe noch kein einziges Buch online gelesen, obwohl mein eigener Kräuterkrimi online bei Amazon publiziert worden ist – mir fehlt dabei das Haptische (https://www.amazon.de/Alraunen-Galgenbuckel-Ein-Stuttgarter-Kr%C3%A4uterkrimi-ebook/dp/B01H25SY7Q/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1535022139&sr=8-1&keywords=Alraunen+am+Galgenbuckel).

Ich besitze ebenfalls viele Bleistifte und einen Füllfederhalter (und spiele gerade mit dem Gedanken an den Kauf eines zweiten als Ersatz für den kaputt gegangenen). Papier und Notizbücher gehören dazu.

Über Kirchen, inhabergeführte Ladengeschäfte und Museen habe ich schon auf diesem Blog berichtet – das Meer wird dazukommen, sobald wir wieder einmal dorthin fahren, denn am liebsten würde ich am Meer wohnen, zum Beispiel in Flensburg oder Lübeck.

Und es wird es Herrn Berzbach auch freuen, dass ich gestern im Harry‘s gesessen und Leute geguckt habe. Das Harry‘s ist eine Kaffeerösterei in der Stuttgarter Eberhardstraße. Hier wird einem der doppelte Espresso an der Theke serviert mit einem Glas stillen Wasser und einem Täfelchen Zartbitterschokolode mit Kakaosplittern, dazu habe ich noch einen Tartufo dolce Menta von Tartuflanghe genossen – und später für meinen Mann als Freitagsgeschenk noch Erdbeerpralinen erstanden, die unter der schönen Bezeichnung „Frucht & Sinne – Leidenschaft“ verkauft werden und Fairtrade sind. Kein Caféhaus im engeren Sinne, aber eben ein inhabergeführtes Kaffeehaus mit eigener Philosophie: https://harrys-kaffee.de/philosophie/

Ach ja, und die Schuhe: Heute wurde mir netterweise ein neues Paar zum Anprobieren zugeschickt, weil es im Laden gerade nicht vorrätig war. Ich bin gespannt…

Aber ist das alles, worum es bei der Schönheit des Alltags geht? Ja, Herr Berzbach erwähnt auch die Kreativität, und immerhin hat er ja ein Buch geschrieben, das ist doch schon mal was. Ja, und er erwähnt auch die Meditation und das Heilige. Trotzdem bleibt er mir zu sehr an der äußeren Form hängen und kommt zu wenig auf die innere Form der Schönheit zu sprechen. Ich vermute nämlich, dass es eine innere Form der Schönheit gibt, und dass ich irgendwann in diesem Blog nicht mehr nur über die Schönheit des Zitronenfalters sprechen werde, der gerade kurz an mein Fenster geflogen ist, bevor er weitergegaukelte. Ein Gedicht vermittelt etwas von dieser inneren Schönheit, manchmal ein Musikstück oder ein Gemälde. Und trotzdem ist es nicht einfach der Goldene Schnitt (den Berzbach in seinem Essay übrigens nicht erwähnt) oder irgend eine Technik, die etwas zu etwas Schönem machen.

Es ist ein eher ein inneres Leuchten und Strahlen. Die drei Frauen von Pussy Riot haben es übrigens, in ihren Gesichtern, dieses Leuchten (https://de.wikipedia.org/wiki/Pussy_Riot). Und vielleicht hätte die russische Christ-Erlöser-Kirche auch solch ein Leuchten, wenn sie kein Dach hätte, sondern nach oben offen wäre, zum Himmel hin, wo nach christlichem Glauben Gott sitzt.

Affektiertheit“, schreibt Herr Berzbach am Ende, „ist niemals schön und Schönheit ist immer unergründlich tief.“

Herr Berzbach wirkt durch seinen Text und seine Webseite auf mich wie ein dem Ästhetizismus verhafteter Mensch, wie ein Dandy des 21. Jahrhunderts und ein Flaneur, der trotz seiner Zen-Meditationen leider immer noch die Form der Schönheit der Lebenskunst über ihren Inhalt stellt. L’art pour l’art eben. Mein Leben ist jedoch nicht schön, weil ich in einem Kaffeehaus sitze, gut angezogen und umgeben von schönen Menschen. Sondern es speist sich zum Beispiel auch aus der Schönheit des Widerstands – auch im Alltag – und der hat eine ganz andere Form.

Aus diesem Grunde ziert nicht Herrn Berzbachs Buchcover diesen Blogbeitrag, sondern ein Foto von frischen, noch ungerösteten Kaffeebohnen.

Mittwoch, 22.8.2018: Das Wunder von Mals

Ein Dorf trotzt der Agrarindustrie: „Wir befinden uns im Jahr 2015. Ganz Südtirol wird von Apfelmonokulturen überrollt und in Pestizidwolken gehüllt. Ganz Südtirol? Nein! Eine Handvoll unbeugsamer Vinschger kämpft mit Erfolg für eine pestizidfreie Gemeinde Mals. Man wehrt sich mit einem Feuerwerk der Ideen gegen eine übermächtige Lobby aus Obstbauern, Bauernbund, Landesregierung und Pharmaindustrie.“ So startet der Trailer zu einem neuen Dokumentarfilm von Alexander Schiebel (Verleih: Wunderfilm, © 2018), der komplett durch Crowdfunding und mit Unterstützung des Umweltinstituts München finanziert wurde. Das gleichnamige Buch zum Film ist bereits Ende 2017 beim oekom-Verlag München erschienen (ISBN-13: 978-3-96006-014-7), und den Newsletter mit wöchentliche Updates über das Projekt erhält mensch über die Wunderwerkstatt in Meran.

.

Die rund fünftausend Menschen in Mals empfinden sich als kleines, gallisches Dorf im oberen Vinschgau – ganz im Westen Südtirols. „Und wie das Spiel ausgeht: Das werden wir vielleicht bei Asterix und Obelix nachlesen können,“ erklärt der örtliche Tierarzt. Der Apotheker neben ihm lacht und meint, dass sie natürlich nicht verraten werden, dass sie den Zaubertrank von Miraculix besitzen…

Betttuchaktion der Malser Frauen

Ich hatte das Buch schon zu Weihnachten gelesen und war gespannt auf den Film. Mein Mann und Klaus und ich sind nun heute ins Arthaus-Kino atelier am bollwerk gefahren, wo er auf Anregung von und in Kooperation mit der Stuttgarter Slow-Food-Gruppe gezeigt und hinterher diskutiert wird. Gleich haben wir natürlich auch einen Bekannten aus der Stuttgarter K21-Bewegung getroffen – und so einiges an Widrigkeiten, mit denen die Malser zu kämpfen haben, kommt auch uns bekannt vor…

Den Zaubertrank von Miraculix, den werden die tapferen Malser tatsächlich brauchen, denn mittlerweile sind alle „Rädelsführer“ angeklagt und können nur hoffen, dass die nächste Instanz in Rom einsichtiger sein wird als die Südtiroler Landesregierung in Bozen. Das Verbrechen der Malser: Sie haben – wohlgemerkt in Übereinstimmung mit der örtlichen Gemeindesatzung – eine Volksabstimmung durchgeführt, bei der sich 75,8% der Wahlberechtigten für ein pestizidfreies Mals ausgesprochen haben (Wahlbeteiligung: 70%). Und das wollen sie nun eben auch durchsetzen. Eine Volksabstimmung mag zwar in der Verfassung der Gemeinde Mals stehen, Unrecht ist sie trotzdem, wettern Bauernverband und Landesregierung – denn mit Pestiziden verseuchte Südtiroler Äpfel, daran verdient man einfach mehr. Und gleich haben Unbekannte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einem Malser Biobauern Glyphosat auf die Obstbäume gespritzt. Alle Blätter sind abgefallen beziehungsweise hängen braun-verbrannt traurig ihre Blattspitzen nach unten – und der Mann darf für seine Meinungsäußerung vielleicht Konkurs anmelden.

Bei unserem letzten Urlaub in Südtirol konnte ich sie zwischen Bozen und Meran vom Linienbus aus vorbei flitzen sehen, die Obstmonokulturen. Meere aus Betonpfeilern, ein Baum wie der andere, keinerlei Vielfalt mehr. Das ist hässlich. Die Pestizide, die lagern sich sogar in den Sandkästen der Kinder der Bauern ab. Und das ist NICHT alternativlos, wie die Malser uns überdeutlich zeigen. Nur wollen die konventionellen Bauern es nicht hören – obwohl sie sie selbst mehrfach pro Woche einatmen und sich selbst und ihre Angehörigen damit vergiften. Langsam und stetig. Wie so häufig: Die Angst vor dem eigenständigen Denken scheint größer zu sein als die Angst vor Krebs (jeder Zigarettenraucher beweist es täglich).

Dass gemeinsamer Widerstand glücklich und schön macht, das sieht man wiederum den Malsern an: Trotz aller Probleme wird viel gelacht in diesem Dokumentarfilm – und das Strahlen, das reicht hinein bis in die Fältchen um die Augen herum.

Wer sich am Crowdfunding beteiligen möchte (einige Rechnungen sind noch offen): http://wundervonmals.com/crowdfunding/